Atmosphäre des Wohlbefindens

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An mehreren Terminen in jeder Woche trainieren weiß gekleidete Sportler*innen in der Turnhalle der Wilhelmschule. Der Taekwon Do Sportverein Castrop-Rauxel e. V. ermöglicht seinen Mitgliedern, drei unterschiedliche Formen der Kampfkunst zu praktizieren. Am 22. Februar jährt sich die Vereinsgründung zum zehnten Mal. Wir sprachen mit dem langjährigen ersten Vorsitzenden und Mitbegründer Heinz Leymann über dessen sportlichen Werdegang und darüber, wie es zur Gründung seines Vereins und zu einer unerwarteten Erfolgsgeschichte kam.

Sportlich war Heinz Leymann schon, bevor er begann, Kampfsport zu betreiben. Bis zum Jahr 1975 spielte er Fußball. Irgendwann wurde ihm jedoch klar, dass er diesen Sport lediglich auf Amateurniveau würde ausüben können. Ihn störten außerdem die einen oder anderen Fans mit Bierflasche am Spielfeldrand, die immer mal wieder dazwischenriefen. In einer Taekwon Do-Schule in Castrop-Rauxel begann er, Taekwon Do zu erlernen, und fand dort eine Umgebung, die seinen Vorstellungen besser entsprach. Taekwon Do ist eine koreanische Kampfkunst zur waffenlosen Selbstverteidigung, bei der Fuß- und Handtechniken angewendet werden. Abhängig vom Wissens- und Trainingsstand können die Kampfsportler*innen ›Gürtelprüfungen‹ ablegen, um höhere Grade zu erreichen. Angefangen beim weißen Gürtel, dem 10. Kup, werden neun Prüfungen abgelegt, um nach und nach u. a. den gelben, grünen, blauen, roten und rot-schwarzen Gürtel – den 1. Kup –  zu erlangen. Oberhalb davon gibt es schwarze Gürtel, die in neun Grade unterteilt sind, die so genannten ›Dans‹.

Schwarzer Gürtel nach fünf Jahren

Bereits im Jahr 1980 erlangte der Diplom-Ingenieur den 1. Dan und verfolgte neben seinem Beruf eine sportliche Karriere, in der er nicht nur als Trainier in der örtlichen Sportgemeinschaft, sondern auch in anderen Funktionen tätig war und bis heute ist. Dazu zählen ein mehrjähriges Engagement als Nationaltrainer sowie Präsidiums- und Beratertätigkeiten im ­Taekwon Do-Dachverband ›EURO BUDO FEDERATION‹ auf deutscher und europäischer Ebene. In dieser Zeit erlangte er den 7. Dan. Für sein ehrenamtliches Engagement zur Förderung der Sportart ­Taekwon Do verlieh ihm der Dachverband ›INTERNATIONAL TAEKWON-DO FEDERATION Germany (ITF-G)‹ am 13. November 2021 den 8. Dan im Taekwon Do, die zweithöchste Gürtelauszeichnung in dieser Sportart. Diese wurde im Jahr 2022 sogar durch eine internationale Anerkennung gewürdigt.

Eigene Ideen umsetzen

Als der damalige Vorsitzende des Vereins, in dem Heinz Leymann aktiv war, verstarb, entstand die Idee, einen eigenen Verein ins Leben zu rufen. »Wir wollten eigene Ideen umsetzen«, sagt der heute 66-Jährige rückblickend. »Von den neun Gründungsmitgliedern war ein Teil schon in meinem früheren Verein Mitglied gewesen.« Die Gründung des Taekwon Do-Vereins und die damit verbundenen rechtlichen Angelegenheiten waren schnell erledigt. In der Vereinsarbeit kann Heinz Leymann auf weitreichende Erfahrungen zurückgreifen, über die er durch Tätigkeiten in Ingenieurverbänden verfügt. U. a. ist er als Bundesvorsitzender der ›IfKom – Ingenieure für Kommunikation e. V.‹ aktiv. Am 22. Februar 2013 wurde die erste Satzung verabschiedet. Kurze Zeit später erfolgte die Eintragung des neu gegründeten Vereins in das Vereinsregister. »Ab da begann eine Erfolgsgeschichte, mit der niemand gerechnet hatte. Ursprünglich planten wir, mit etwa 20 Leuten zu trainieren«, berichtet er weiter. Einen großen Anteil am Vereinserfolg habe Harald Kett als 2. Vorsitzender, durch dessen Einsatz beispielsweise die Vereinsmeisterschaft, der nationale ›Ruhrpott-Cup‹ und Weihnachtsfeiern eingeführt wurden.

Geringe Mitgliedsbeiträge

Aus den ursprünglich ins Auge gefassten 20 Sporttreibenden sind mittlerweile weit über 100 geworden. Diese erlernen und trainieren jedoch nicht nur Taekwon Do, sondern auch Kickboxen und Krav Maga, eine aus Israel stammende Selbstverteidigungstechnik. Dazu hat der Verein in den letzten fünf Jahren zwei eigene Abteilungen ins Leben gerufen. In den Abteilungen gibt es keine Unterteilung nach Geschlecht; alle Sporttreibenden trainieren in ihren unterschiedlichen Kenntnis- bzw. Altersstufen gemeinsam. Worauf der Verein großen Wert legt, so Leymann, sei die vollständig ehrenamtliche Tätigkeit aller Funktionsträger. Es werde etwa auf die in anderen Sportvereinen übliche Aufwandsentschädigung für Trainer verzichtet. So sei es auch möglich, nur moderate Mitgliedsbeiträge erheben zu müssen.

Erste Trainerin

Besonders stolz berichtet der Chef-Trainer über die erste Frau des Vereins in Trainerfunktion. Seit dem vergangenen Jahr ist Denise Steinbrecher, ein »Eigengewächs des Vereins«, in der Abteilung Taekwon Do tätig. Die erst 17-Jährige startete vor einigen Jahren als Anfängerin und erklomm in der Sportgruppe alle Kup-Grade. Seit dem Jahr 2021 trägt sie den 1. Dan, den schwarzen Gürtel. »Von Null auf schwarzen Gürtel«, wie Heinz Leymann sagt.

Für die ganze Familie

Angesprochen auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie berichtet er eher Unerwartetes: »Wir haben in dieser Zeit fast keine Mitglieder verloren, sondern mehr neue hinzugewinnen können.« Einer der Trainer, Sascha Husemann, habe regelmäßige Übungen per Videokonferenz angeboten, und der Verein habe auch eine Niko­lausaktion unter den erforderlichen Hygienebedingungen durchführen können. »Uns ist es sehr wichtig, eine Atmosphäre des Wohlbefindens zu schaffen. Wir sind ein Verein für die ganze Familie. Die Eltern binden wir stets mit ein.« Der Verein freut sich über ein großes Interesse an Mitgliedschaften, wobei das vorrangige Ziel jedoch nicht das Wachstum sei. Vielmehr wolle man »die Technik richtig rüberbringen.« Damit sei gemeint, dass man den Sport in allen Abteilungen als Verteidigungs- und nicht als Angriffstechnik verstehe.

Ausblick auf das beginnende Jahr

Neben den wöchentlichen Trainingsterminen finden zweimal jährlich Gürtelprüfungen und regelmäßig eine Vereinsmeisterschaft statt. Für das angefangene Jahr plant der Verein, sein zehnjähriges Jubiläum mit einem großen Fest im Sommer zu feiern. Darüber hinaus soll ein Wettkampfturnier ausgerichtet werden. Der ›Ruhrpott-Cup‹, bei dem sich Kampfsportler*innen messen können, fand zuletzt vor zwei Jahren statt. Aktuelle Informationen und alles Relevante über den Verein und die dort ausgeübten Sportarten werden auf der Vereinswebseite veröffentlicht. Hierüber kann auch Kontakt mit der Vereinsführung aufgenommen werden, beispielsweise, um einen Termin für ein Probetraining zu vereinbaren.

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