Rudolph the Red-Nosed Reindeer
Ein Hirsch mit Superkräften
Jedes Kind kennt Rudolph the Red-Nosed Reindeer, das kleine Rentier mit der rot leuchtenden Nase. Die Geschichte, dass Rudi und seine Freunde den Schlitten des Weihnachtsmannes ziehen, ist vielleicht nur ein Mythos. Doch die flauschigen Nordhirsche verfügen tatsächlich über gewisse Superkräfte. Und die brauchen sie auch, um in der Wildnis bei extremsten Wetterbedingungen zu überleben.
Durch Kälte, Schnee und Dunkelheit
Ihre Heimat erstreckt sich im hohen Norden von Sibirien, Schweden und Norwegen über die Inseln Spitzbergen und Grönland bis nach Kanada und Alaska. Auf der Flucht vor dem arktischen Winter schließen sie sich zu riesigen Herden mit Hunderttausenden von Tieren zusammen. Gemeinsam trotzen sie Kälte, Schnee und Dunkelheit. Dabei helfen ihnen besondere Fähigkeiten: Die Nase von Rentieren wirft zwar kein rotes Licht, funktioniert aber ähnlich wie ein kleiner Heizofen und wärmt die Luft beim Atmen auf. Dank ihres dichten, dicken Fells sind sie vor den eisigen Temperaturen auch nach außen gut geschützt. Ihre Hufe passen sich ebenfalls an: Sie sind sehr breit und lassen sich weit spreizen, um einen sicheren Tritt auf steinigem oder matschigem Untergrund zu gewährleisten. Im Winter werden sie zudem steinhart. So können die Tiere im Schnee nach Futter graben. Und es kommt noch besser: Dank eines ›Zaubertricks‹ beherrschen Rentiere auch die monatelange Dunkelheit: Sobald die Tage kürzer werden, wechselt ihre Augenfarbe von golden zu tiefblau. Das ermöglicht es ihnen, jeden noch so schwachen Lichtstrahl einzufangen.
›Winterruhe‹ in Bewegung
Auf ihren Wanderungen legen die robusten Polarhirsche weite Strecken von vielen hundert oder gar tausend Kilometern zurück, durchqueren unwegsame Landstriche und durchschwimmen reißende, eiskalte Gewässer – nichts kann sie aufhalten. Theoretisch könnten sie dabei wohl sogar einen Weihnachtsschlitten mit Geschenken ziehen. Beobachtet wurde ein solches Verhalten in der Natur allerdings noch nie. Forscher*innen fanden vielmehr heraus, dass Rentiere äußerst sparsam mit ihren Kraftreserven umgehen, ihren Stoffwechsel zur kalten Jahreszeit massiv herunterfahren und quasi eine Art ›Winterruhe‹ in Bewegung praktizieren. Als Nahrung genügen ihnen in diesen Zeiten die Flechten, die sie mit ihrer feinen Nase unter dem Schnee erschnüffeln und mit ihren scharfkantigen Hufen ausbuddeln. Im Frühling und Sommer verspeisen sie gerne dagegen auch mal ein paar Gräser, Farne, Moos, Pilze und Blätter.
Rentiere und Samen – ein Leben im Einklang ist bedroht
Früher lebten die Ureinwohner Lapplands, die Samen, als Jäger und Sammler im Einklang mit den Rentieren und der Natur. Über Jahrhunderte folgten sie den Herden, da diese ihnen Fleisch, Milch und Felle lieferten. Heute kommen in Lappland keine wildlebenden Rentiere mehr vor. Noch immer ziehen die Samen im Wechsel der Jahreszeiten mit ihren – inzwischen semi-domestizierten – Herden umher. Doch das ökologische Gleichgewicht ist ins Wanken geraten. Der Lebensraum der Tiere wird durch Straßen massiv beschnitten. Durch die Erderwärmung gibt es immer weniger nahrhafte Flechten. Und da es mehr regnet, ist der Boden häufiger mit einer dicken Eisschicht bedeckt, sodass die genügsamen Pflanzenfresser selbst mit ihren scharfkantigen Hufen nicht an ihr überlebenswichtiges Futter gelangen. Falls jedoch die Rentiere von der Bildfläche verschwinden, könnte mit ihnen auch das letzte indigene Volk Europas aussterben und wie ›Rudolph‹ bald nur noch ein Mythos sein.
Ist Rudolph in Wahrheit eine Rudolphine?
Um diesen Artikel nicht zu traurig enden zu lassen, kommt hier noch ein kleiner Funfact zur Erheiterung: Das Rentier ist die einzige Hirschart, bei der auch die Weibchen ein Geweih tragen. Männliche Rentiere werfen ihre ›Krone‹ schon im Herbst ab, weibliche erst im Frühling. Der berühmte Rudolph, der zu Weihnachten immer mit Geweih dargestellt wird, ist demnach wohl eher eine Rudolphine.
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