Stadtmagazin Castrop-Rauxel: In der Stadt

60 Jahre Europastadt

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Mehr als nur symbolisch wertvoll

Frieden, Freundschaft, Freiheit – seit über sechs Jahrzehnten wird der ›europäische Dreiklang‹ von unzähligen Aktiven aus Castrop-Rauxel und den Partnerstädten gepflegt und mit Leben gefüllt. Vor dem traurigen Hintergrund des Ukrainekrieges zeigt sich wieder einmal, wie wichtig die europäischen Werte für das menschliche Zusammenleben sind. Sie haben weit mehr als nur symbolischen Wert. Und gerade deshalb sollten wir uns durch die Geschehnisse nicht davon abhalten lassen, dem diesjährigen runden Europajubiläum die Aufmerksamkeit zu schenken, die ihm gebührt. Höhepunkt der vielen Aktionen, mit denen die europäische Freundschaft gefeiert wird, ist ein großes Europastadtfest im August.

Rückblick: Wir sind Europa!

Die Älteren unter uns erinnern sich noch, dass das europäische Jubiläum auf zwei historische Ereignisse zurückgeht: die Verkündung der Auszeichnung durch den Europarat 1962 und die tatsächliche Übergabe der Europafahne 1963. Spulen wir noch ein wenig weiter zurück: Bereits im Juli 1950 hatte sich die Bevölkerung in Castrop-Rauxel mit überwältigender Mehrheit in freier und geheimer Abstimmung bei einer 74-prozentigen Wahlbeteiligung mit 96 Prozent für die Aufgabe der eigenen Staatshoheit zugunsten eines Vereinten Europas entschieden. Seitdem wurde der europäische Gedanke von Vereinen, Schulen, Kultur, Sport und Wirtschaft sowie durch eine Vielzahl von Städtepartnerschaften mitgetragen und weiterentwickelt. Am 19. September 1962 verkündete der Kommunalpolitische Ausschuss des Europarates, dass die Stadt Castrop-Rauxel für ihre Bemühungen die blaue Europafahne mit den 12 goldenen Sternen erhalten solle. Am 13. Oktober 1963 wurde die Fahne im Rahmen der Europäischen Kulturtage im damaligen Kino ›Die Kurbel‹ an der Oberen Münsterstraße überreicht. So wurde Castrop-Rauxel offiziell zur Europastadt.

Europäische Lyrik und Poesie im Park

Der Startschuss ist gefallen, das Programm ›60 Jahre Europastadt Castrop-Rauxel‹ wurde eingeläutet. Das poetische Herzstück der Feierlichkeiten bildet die Gedichte-Ausstellung ›Lyric of Europe‹, die bereits im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 erfolgreich durchgeführt wurde. Noch bis zum 31. August werden die Gedichte von 27 europäischen Poet*innen in neuem Design und mit neuen europäischen Schwerpunkten im oberen Ratssaalfoyer präsentiert. Besuchende können hier die verbindende Kraft der Worte und die spannungsvolle Energie europäischer Erzählungen erfahren. Begleitet wird ›Lyric of Europe‹ von der Ausstellung ›CAS-Poesie‹: 60 Europa-Gedichte von Bürgerinnen und Bürgern werden in einer Poesie-Allee im Stadtgarten gezeigt. Die ›Vernissage‹ fand am 26. Juni statt. 34 Europa-Gedichte von Bürgerinnen und Bürgern – viele von ihnen zum Anlass des aktuellen Europastadt-Jubiläums verfasst – zierten am Freitagvormittag die Linden im Stadtgarten und luden zum Flanieren durch die Gedicht-Allee ein. Ärgerlicherweise lagen sie schon kurz drauf abgeschnitten am Wegesrand und im Bach. Zum Glück brachte ein aufmerksamer Besucher die wetterfesten Lkw-Planen mit ihren poetischen Beschriftungen zum Europa Poetry Slam am Freitagabend im Parkbad Süd.

Lyric of Europe & CAS-Poesie

Ldf. bis 31.08.
Rathaus & Stadtgarten
Eintritt frei

Europastadtfest

13.08., 11–17 Uhr
Europaplatz
Eintritt frei

Von wahren Worten und Vandalismus

Ja, auch der Poetry Slam, zu dem die Stadt Castrop-Rauxel in Kooperation mit CASKULTUR e. V. und Marlen Kempf – Inhaberin des Parkbad Süd – eingeladen hatte, stand unter Europas Flagge. Ernste und traurige, hoffnungsvolle und poetische, wütende und anklagende, aber auch humorvolle Töne schlugen die sechs Slammer aus Castrop-Rauxel, der unmittelbaren Umgebung und Hamburg beim Event an. »Was bedeutet Europa für mich?«, fragte ein Auftretender. »Nutzt eure Finger, um das zu zeigen, was Europa ausmacht: Peace!« forderte ein anderer. »Die Rechnung bitte!« rief eine Slammerin bei ihrem Date mit Europa: »Ich zahle meinen Teil. Zahlst du deinen?« »Wir müssen laut sein für die, die es nicht können«, schrie eine andere nach einem Ausschnitt der ›Ode an die Freude‹ – mit abgewandeltem Text. Es gewann John Bryan Zoranski mit seinem Vortrag über gewalttätigen Rassismus, der den Zuhörer*innen Gänsehaut über den Nacken jagte. Ebenfalls ganz nach vorn gevotet wurden umjubelte, komödiantische Erinnerungen an einen denkwürdigen Schüleraustausch ins Nachbarland Tschechien. Europäische Hoffnungen und Enttäuschungen, Kreativität und Diversität – die Wort-Wahl und ihre Betonung gingen an diesem Abend mehr als einmal unter die Haut.

Highlight: Europafest

Als Höhepunkt des Jubiläumsjahres 2022 findet am 13. August ein großes Europa-Stadtfest mit Angeboten von mehr als 40 Vereinen, Organisationen und europäischen Initiativen statt. Kinder erwartet ein kunterbuntes Programm: Zirkusvorführungen, Märchen aus aller Welt und Kindertheater. Zudem dürfen sie Feuerwehrautos und Müllwagen bestaunen und auch so einige ausprobieren. Jugendliche und Erwachsene können beim mechanischen Bullenreiten in den Sattel des europäischen Stiers steigen. Des Weiteren dürfen wir uns auf ein Völkerballturnier freuen, auf diverse Bands live on stage, leckere internationale Spezialitäten und – last but not least – auf den Tag der offenen Tür im Rathaus. Alle Bürger*innen sind herzlich eingeladen mitzufeiern, einander zu begegnen, über Europa ins Gespräch zu kommen und sich zu beteiligen, um die wichtigen europäischen Werte greifbar zu machen. Und damit sind die Festivitäten längst nicht abgeschlossen: Noch so einige Aktionen für den Herbst und das zweite Jubiläumsjahr 2023 stehen an! Wir werden Sie rechtzeitig über die Pläne informieren.

Zeitzeugen gesucht

Haben Sie vor 60 Jahren die Europäischen Kulturtage vom 12. bis zum 19. Oktober 1963 miterlebt? Waren Sie vielleicht sogar bei der Verleihung der Europafahne im ehemaligen Kino ›Kurbel‹ an der Oberen Münsterstraße dabei? Dann fühlen Sie sich bitte herzlich eingeladen, sich telefonisch oder per E-Mail bei Koordinatorin Edith Delord zu melden, um sich im Rahmen eines Interviews an die historischen Geschehnisse zu erinnern.
Kontakt:
Tel. 0 23 05 / 3 56 07 13
europastadt [at] castrop-rauxel.de

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