Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Sport und Freizeit

Im Alter etwas Sinnvolles tun

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VSG Castrop-Rauxel e. V.

»Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, kürzt die öde Zeit, und er schützt uns durch Vereine vor der Einsamkeit«, so prankt das Zitat von Joachim Ringelnatz auf einem Info-Flyer des VSG Castrop-Rauxel e. V. Ein sehr passendes Motto, wie sich noch herausstellen wird. Nach einem langen Berufsleben etwas Sinnvolles zu tun und eben nicht untätig zu sein, das ist für viele Menschen oberstes Ziel. Wolfgang Girruleit und Siegmund Kardas haben diesen Worten wahrlich Taten folgen lassen. Der 1. und 2. Vorsitzende des VSG Castrop-Rauxel e. V. engagieren sich ehrenamtlich für ihren Sportverein, der wiederum vielen Menschen im fortgeschrittenen Alter mit und ohne Handicap eine Perspektive im Sinne sportlicher Aktivität bietet.

Bewegte Geschichte

»Aktiv geplant hatte ich diese Tätigkeit eigentlich nicht für mich«, berichtet Wolfgang Girruleit, 1. Vorsitzender des VSG Catrop-Rauxel e. V. etwas nachdenklich. »Meine Frau hat an einer Reha-Maßnahme teilgenommen, die der Verein anbot. So kam man in Kontakt, und es stellte sich bald heraus, dass ein neuer Vorstand für den Verein gesucht wurde, da die bisherigen Ehrenamtsträger sich zur Ruhe setzen wollten. Da habe ich mich bereiterklärt, meinen Beitrag zu leisten.« »In meinem Fall war das recht ähnlich«, ergänzt Siegmund Kardas, 2. Vorsitzender des Vereins. »Ich suchte nach einer sinnvollen Aufgabe für meine Zeit als Rentner, und die habe ich hier gefunden.« Eine bewegte Lebensgeschichte, aber längst nicht zum alten Eisen zu gehören, das mag die beiden Mitglieder des Vorstands mit ihrem Verein einen, denn auch der VSG hat eine beachtliche Historie vorzuweisen: Nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Versehrten-Sportverein gegründet, um jenen ein sportliches Zuhause zu bieten, die sich im regulären Sportangebot nicht mehr einfinden konnten, wurde der Verein im Jahre 1958 zu einer Behindertensportgemeinschaft reorganisiert und damit für ein breiteres Publikum geöffnet. Im Mai 2017 schließlich, wurde aus der Versehrtensportgemeinschaft Castrop-Rauxel der heutige VSG Castrop-Rauxel e. V., der auch Menschen ohne Handicap willkommen heißt und Mitglied der Kreissportverbände von Stadt und Land ist.

Breites sportliches Angebot

Ein breites sportliches Angebot von Gymnastik, Ballspielen, Erlebnistanz und Nordic Walking, Wassergymnastik und Schwimmen bis hin zu speziellen Gruppen für Parkinson- und Krebserkrankte, auch in Zusammenarbeit mit dem ev. Krankenhaus, bietet allen Interessierten Abwechslung an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet, sowohl im Innenraum als auch im Freien. In den geschlechterdurchmischten Gruppen steht vor allem die Freude an der Bewegung im Vordergrund. Durch die Mitgliedschaft im Behinderten- und Rehabilitationssportverband NRW e. V. (BRSNW) und durch zertifizierte Übungsleiter ist der Verein darüber hinaus in der Lage, Reha-Sport anzubieten, der über die ärztliche Verordnung mit der Krankenkasse abgerechnet werden kann. »Die Übungsleiter*innenausbildung bieten wir ebenfalls an. Auch das ist erst mit Hilfe des BRSNW möglich und finanzierbar. Wir übernehmen also die Kosten für die Ausbildung. Gegen eine Aufwandsentschädigung für ihre Tätigkeit und eine Verpflichtung für mindestens drei Jahre haben alle Beteiligten etwas davon«, so Siegmund Kardas.

Freude an der Gemeinschaft

Das Konzept funktioniert. »Mit derzeit 206 Mitgliedern, 8 Übungsleitern, 5 Vorständen und 5 Beiräten sind wir, gemessen an anderen Vereinen, zwar eine recht kleine Gemeinschaft«, erklärt Wolfgang Girruleit mit einem Lächeln, »aber das birgt auch Vorteile: Man kennt sich und auf diese Weise machen unsere jährlichen Feste oder Ausflüge noch einmal besonders viel Spaß! Diese Freude ist ja schließlich auch gesund!« »Zum Spaß an der Sache gehört es aber auch, dass wir nicht an Wettkämpfen teilnehmen«, ergänzt Siegmund Kardas. »Das Durchschnittsalter unserer Mitglieder liegt bei 72 Jahren. Bei allem sportlichen Ehrgeiz haben wir es nicht mehr auf Pokale abgesehen und pflegen stattdessen die Freude an der gemeinsamen Bewegung.«

Hilfe durch Bürgermeister Kravania erhofft

Doch es gibt, wie so oft, auch im VSG Castrop-Rauxel e. V. manche Dinge, die Sorgen bereiten, wie Wolfgang Girruleit vermelden muss: »Bedingt durch die Reorganisation in den Bädern, die die Hygienevorgaben der Corona-Pandemie mit sich bringt, wurde uns leider zu wenig Zeit im Hallenbad für unsere Wassergymnastik zugewiesen. Das macht uns Probleme bei der Durchführung der Kurse. Wir haben hierzu bereits mit dem Herrn Bürgermeister Kravanja gesprochen, der uns zugesagt hat, sich des Themas anzunehmen. Leider haben wir bisher jedoch keine Rückmeldung, hoffen jedoch, dass er uns nicht vergessen wird.«

Blick nach vorn

Trotz der Probleme schaut man im Team des VSG Castrop-Rauxel e. V. jedoch nach vorn, wie Siegmund Kardas klar formuliert: »Eine lange Vereinsgeschichte verpflichtet ja auch gewissermaßen, weshalb wir uns nicht unterkriegen lassen wollen. Daher suchen wir auch stets nach an der Übungsleiter*innenausbildung interessierten Menschen und neuen Mitgliedern für unsere Sportangebote. Bei uns ist jeder herzlich willkommen, ganz egal in welchem Alter! Wir rufen alle Interessierten dazu auf, uns bei einem Schnupper-Besuch kennenzulernen.« Vielleicht steckt hierin eine wesentliche Wahrheit unseres Eingangszitats vom Joachim Ringelnatz: Um im Alter etwas Sinnvolles zu tun, bedarf es gar nicht unbedingt einer aktiven Rolle, beispielsweise in einem Verein. Es bedarf möglicherweise nicht einmal eines fortgeschrittenen Alters. Es bedarf lediglich der Freude an der Sache, sowie der Freude an der Gemeinschaft. Dann ist Sport nicht ›öde‹, dann ist Sport sinnvoll – unabhängig von den Lenzen, die ein Mensch bereits erlebt haben mag und noch viel unabhängiger davon, ob er ein Handicap mitbringt oder eben nicht!

VSG Castrop-Rauxel e. V.

Webseite: www.vsg-castrop.de
E-Mail: info [at] vsg-castrop.de

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