»Schöne Grüße aus Namibia!«
Phil Pätzold startet in sein Projekt
»Schöne Grüße aus Namibia!« steht nach einem leisen ›Ping‹ auf dem in der Redaktion des Stadtmagazins liegenden Mobiltelefon. Der Absender: eine Telefonnummer, die rein gar nicht jenen Konventionen entspricht, die man hierzulande mit einer Telefonnummer in Verbindung bringen würde. Ist es vielleicht eine dieser Nachrichten, die als Lockmittel für kriminelle Machenschaften aus dem Ausland an gutgläubige Menschen verschickt werden? Zunächst erfüllt Skepsis den Raum. Nur Sekunden später jedoch ist die Sache klar: Die Nachricht stammt von Phil Pätzold, und er konnte sein Vorhaben augenscheinlich in die Tat umsetzen!
Bereits vor einigen Monaten berichteten wir an dieser Stelle über den jungen Mann, der sich in einem von namhaften Organisationen und Ministerien unterstützten Programm namens ›Weltwärts‹ zu engagieren bereit machte. Ziel von Phil Pätzold war es, eine Fußballmannschaft an einer Grundschule in Namibia aufzubauen und zu trainieren. Freiwillig. Als nachhaltiger Beitrag zur Völkerverständigung, aber selbstverständlich auch aus eigenem Interesse. Neue Perspektiven sollten sich dem 19-Jährigen erschließen, Erlebnisse in einem völlig fremden Land ihm neue Impulse für die berufliche und persönliche Zukunft vermitteln. Erfolgreich durchlief Phil eine Vielzahl vorbereitender Schulungen und Zertifizierungen, um vor Ort in Namibia arbeiten zu dürfen. Die Abreise verzögerte sich pandemiebedingt jedoch wieder und wieder. Was also ist aus Phils Vorhaben geworden? Diese Frage trieb die Redaktion um, und wie es der Zufall will, folgte die Antwort sogleich auf digitalem Wege. Grund genug für ein Ferngespräch nach Namibia!
Ein völlig anderes Land
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, zu berichten«, bricht es aus einem hörbar begeisterten Phil Pätzold hervor. »Es ist so unglaublich anders hier. Es ist positiv anders. Es ist auch anders, als ich mir das vorgestellt habe … Aber es ist positiv anders! Ich fühle mich sehr wohl.« Phil Pätzold, so scheint es, ist nicht nur angekommen. Nahezu eingelebt hat er sich wohl eher. Das jedenfalls ist es, was aus unzähligen Begebenheiten hervorgeht, die er kaum zu ordnen weiß: »Als ich Anfang November endlich hier ankam, hat das Organisationsteam dafür gesorgt, dass ich mich erst einmal orientieren konnte. Mit 21 anderen Freiwilligen wurden wir in eine Lodge gebracht, wo wir neben Teambuilding-Maßnahmen erneut auch auf Kultur- und Verhaltensregeln trainiert wurden. Das wurde uns zwar schon in der Vorbereitung vermittelt, dennoch ist es noch einmal viel eingehender, wenn man vor Ort abermals auf so manche Dinge hingewiesen wird. Ausprobieren konnten wir das dann bei diversen Freitzeitaktivitäten hier vor Ort. Auf diese Weise kamen wir bereits in Kontakt mit dem Land und den einheimischen Menschen.«
Der Kontakt mit dem Land äußerte sich aber auch auf andere Weise, wie Phil Pätzold eindrucksvoll vermittelt: »Einige Tage später fuhr ich dann mit einem Bus und meiner Partnerin Emily in unser finales Einsatzgebiet, nahe der Stadt Eenhana. Beeindruckend ist die Weite des Landes, denn mit elf Stunden Busfahrt haben wir wohl mehr Zeit im Bus als im Flugzeug verbracht. Allerdings mussten wir auch die sogenannte Etosha-Pfanne, ein riesiges Naturschutzgebiet, umfahren. Nichtsdestoweniger ist dieses Land doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Das haben wir eindeutig zu spüren bekommen. Auch durch die Tatsache, dass einem hier gern mal eine Herde wilder Ziegen oder Bullen über den Weg läuft, gerät nicht allzu schnell in Vergessenheit, dass ich nicht in heimischen Gefilden bin. Es ist einfach ein wunderschönes Land.«
An die Arbeit
Inzwischen lebt Phil bei einer durchschnittlichen Temperatur von 30–35°C in einer kleinen Wohnung und scheint alles zu haben, was er braucht. Auch der Schulunterricht hat bereits begonnen: »Wir sind mitten im eigentlichen Schuljahr angekommen«, erzählt er weiter, »weshalb ›Physical Education‹, so heißt der Sportunterricht hier, zunächst einmal für uns überhaupt zum Stundenplan hinzugefügt werden musste. Unterrichtet werden 30–40 Kinder im Alter von 6–13 Jahren, deren gute Stimmung mich täglich aufs Neue ansteckt. Darüber freue ich mich, das macht Spaß! Und auch das vorherige Praktikum an einer Grundschule in Deutschland zahlt sich so richtig aus, wenn die Kinder mal durcheinanderspringen.«
Zeit, einen solchen Vormittag zu verdauen, gibt es nämlich wenig, denn für Phil Pätzold geht es bereits am Nachmittag mit dem Fußball-Training der U13-Jungs weiter. Dieses wird von einem Kollegen aus einem UNICEF-Projekt koordiniert und ist unabhängig vom Schulunterricht. »Wir erarbeiten hier aktuell die neue Struktur im Trainingsbetrieb«, erläutert er. »Hier und dort ist das schon eine Herausforderung, weil auch die Mentalität nun einmal eine etwas andere ist, als man das in Deutschland kennt. Natürlich geht es nicht darum, das zu ändern. Vielmehr liegt die Herausforderung darin, einerseits auf die Menschen einzugehen und auf der anderen Seite eben doch gewisse Strukturen einzuführen, die ein sinnvolles Training ermöglichen.«
Was Phil mit Mentalität meint, erschließt sich bei seinen weiteren Ausführungen schnell: »Ich mag sehr, dass die Menschen hier eine gewisse Lockerheit in sich tragen und scheinbar immer gut gelaunt sind. Sie sind offen. Wenn man beispielsweise von jemanden etwas wissen möchte, dann fragt man nicht einfach. Viel wichtiger ist es, zunächst einmal ein kleines Gespräch über die kleinen Dinge des Alltags zu halten, um erst dann die eigentliche Frage loszuwerden. Das Miteinander hat einen hohen Stellenwert! Auf der anderen Seite ist das Zeitgefühl aber auch ein etwas anderes. Man hat hier viel Zeit und nimmt es mit der Pünktlichkeit nicht allzu genau. Daran muss ich mich erst gewöhnen.«
Brücken bauen
Ganz ähnlich sieht es auch mit den etwas weniger schönen Seiten des Miteinanders aus, denn auch im freundlichen Namibia ist man nicht frei von Stereotypen. So gelten hellhäutige Menschen in der allgemeinen Wahrnehmung als reich und wohlhabend, was wohl mit der Historie des Landes in Zusammenhang stehen mag. Dies wie auch kollektive Erfahrungen aus der Kolonialzeit bergen Vorbehalte, Vorurteile oder schlicht die Hoffnung auf ein gutes Geschäft, was für Phil im Alltag spürbar ist: »Man darf nicht vergessen, dass ich mit meiner Partnerin Emily der einzige Weiße von etwa 12.000 Bewohnern hier bin. So gibt es auch skeptische Blicke oder Menschen, die einem spontan etwas verkaufen möchten. Das ist natürlich nur meine subjektive Wahrnehmung aus der bisherigen, kurzen Zeit. Diese löst sich beim gemeinsamen Sport jedoch gänzlich auf. Hier geht es um das Spiel und um die Gemeinsamkeiten. Das ist, warum ich hier bin. Das ist, wo Brücken gebaut und Nationen positiv zueinander gebracht werden. Genau deshalb bin ich hier auf dem Platz auch am richtigen Platz!«
So kurz dieses Ferngespräch auch gewesen sein mag, so informativ war es gleichsam. Phil Pätzold ist angekommen in seinem Projekt, das durch Spenden finanziert wird, und wir werden ihn weiter begleiten. Seine Erlebnisse dokumentiert er auch in den sozialen Medien und hofft auf viele Beobachter seines Tuns!
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Einwerber: PÄTZOLD, PHIL
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Phil bei Instagram: @phil.namibia