Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Dies und Das

»Den ganzen Luxus mal weg!«

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Phil Pätzold hat eine Mission

Phil Pätzold hat eine Mission. Eine Mission, die zu einer besseren Zukunft, zur Völkerverständigung beitragen wird. Das ist aber nicht alles, denn diese Mission wird auch ganz nah Wirkung entfalten. Nämlich bei ihm selbst. Phil Pätzold, das ist ein junger Mann, der sich dazu entschieden hat, sich nach seiner erfolgreichen Abiturprüfung ein Jahr lang freiwillig im Ausland zu engagieren.

»Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, überhaupt ins Ausland zu gehen«, erklärt der 19-Jährige im Interview mit dem Stadtmagazin, »stattdessen dachte ich darüber nach, eine Ausbildung bei der Polizei zu beginnen. In mir machte sich jedoch der Gedanke breit, dass ich mir vor der endgültigen Berufswahl eine Art Orientierungsjahr gönnen möchte, um mir klar darüber zu werden, was der richtige Weg für mich ist«.

Es mag der Zufall gewesen sein, der ihn auf diese neue Streckenführung brachte. Ein vormaliger ›ASG-Kollege‹, der zwei Jahr zuvor sein Abi beim Adalbert-Stifter-Gymnasium gemacht hatte, ging nach seinem Schulabschluss für ein Jahr ins Ausland und nahm an Teilen vom Bundesamt für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanzierten Programm namens ›weltwärts‹ teil. Als er im Folgejahr an seiner früheren Schule darüber berichtete, weckte er auf Anhieb Phils Aufmerksamkeit. »Das hat mich von Anfang an interessiert, und vieles wies schlussendlich in Richtung einer Schule in Namibia«, erzählt Phil Pätzold.
»Hier bekomme ich die Möglichkeit, mich einerseits für andere zu engagieren und gleichzeitig sicherlich meine persönliche Entwicklung positiv zu beeinflussen, indem ich in eine ganz andere Umgebung, fern heimatlicher Standards eintauche  und ganz neue Perspektiven dargeboten bekomme. Den ganzen Luxus mal weg und aus einer anderen Brille auf die Welt blicken: Das reizt mich sehr! Zusätzlich kann ich das Ganze mit meiner Passion, dem Sport verbinden!«

Sportlich soll seine Aufgabe in der Tat werden: an einer Primary School in Eenhana, einer Stadt in Namibia, wird Phil mit einer Projektpartnerin aus Stuttgart eine Fußballmannschaft mit einheimischen Kindern trainieren und eine weitere Mädchenmannschaft aufbauen. Das Training, Turniere, aber auch das Team-Management und die Förderung der Kinder innerhalb der Gruppe werden wesentliche Bestandteile seines Alltags werden. »Das geht natürlich nicht einfach so«, berichtet er, »dazu sind schon einige Lehrgänge und Qualifikationen erforderlich. Beispielsweise habe ich neben diversen Hospitationen – auch an einer Grundschule – erfolgreich an einer Qualifikation des Deutschen Olympischen Sportbundes teilgenommen, so dass ich Kinder und Jugendliche inzwischen eigenständig anleiten und betreuen darf. Möglich wird das alles auch durch den ASC Göttingen 1846 e. V., der mich in der Rolle der ›Entsendeorganisation‹ begleitet und wesentliche organisatorische Aufgaben und Teile der Finanzierung übernimmt.«

Tragischerweise hatten der Verein und Phil ausgesprochen viel Zeit dazu, denn das Auslandsjahr sollte bereits in 2020 starten, wurde pandemiebedingt jedoch um ein Jahr verschoben. »Wir hoffen aktuell, dass wir jetzt im September ausreisen können! Dafür sind wir durch den zeitlichen Verzug vermutlich aber bereits im Vorfeld besser ausgebildet, als jeder Jahrgang zuvor die Möglichkeit dazu hatte.«

Ausbildung, Visum, Impfungen, Flug, Unterkunft, Versicherungen aber auch die Arbeit vor Ort in Bezug auf die Beschaffung von Bällen, Fußballschuhen für die Kinder, Tornetzen oder den bloßen Transport der Mannschaft zu den Spielorten: Das alles kostet Geld. »Zwar werden große Teile durch das Bundesamt finanziert, etwa 25 % der Kosten müssen jedoch aus Spendenmitteln bestritten werden. Der ASC Göttingen hat hierzu ein Spendenkonto eingerichtet, und ich werbe fleißig um Spenden, um meine Ziele vor Ort verwirklichen zu können«, erklärt ein hoffnungsfroher Phil Pätzold.

Weltoffene, aber auch kritische Menschen vor Ort auszubilden und auf diese Weise zur nachhaltigen Völkerverständigung in der Zukunft beizutragen, sind die Ziele des Programms, in das sich Phil einbringen wird. In Namibia, als ehemalige deutsche Kolonie, dürfte dies ein besonders wichtiger und vielleicht auch nicht immer einfacher Beitrag werden, wie der Castrop-Rauxeler weiß: »Ich bin mir sicher, dass ich, insbesondere als deutscher Staatsbürger, nicht immer mit offenen Armen empfangen werde. Aber auch das macht es aus: Ich möchte mich dafür einbringen, ein modernes und partnerschaftliches Deutschland zu repräsentieren. Darin steckt einerseits viel Verantwortung, auf der anderen Seite ist es aber auch eine sehr erfüllende Aufgabe, insbesondere in Bezug auf sehr junge Menschen, die schon früh in ihrem Leben eine sehr positive Erfahrung mit einem Deutschen machen können. Auf diese Weise kann ich ganz persönlich etwas sehr Wichtiges und Bleibendes bewirken.«

Und was passiert in einem Jahr der Abwesenheit zu Hause? Mechthild Pätzold, Phils Mutter, hat hierauf eine nicht ganz unerwartete Antwort: »Als Eltern sind wir natürlich stolz, dass unser Sohn aus sich selbst heraus so viel Engagement zeigt. Andererseits ist das natürlich auch für uns eine Herausforderung, denn er ist immerhin sehr weit weg in einem Land, in dem vieles anders ist als hier. Es durchmischen sich eben jener Stolz und eine gesunde Sorge, wobei ersteres meistens überwiegt. Unsere volle Unterstützung hat er daher auf jeden Fall!«

So fällt es ganz sicher auch Phil nicht leicht, Heimat, Freunde und Familie für ein Jahr zurückzulassen. Dennoch hat er – und das scheint er mit jeder Faser seines Körpers zu leben – eine Mission: eine Mission für die Zukunft und die Völkerverständigung.

Das Stadtmagazin wird Phil Pätzold aus der Ferne begleiten und erneut berichten.

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Einwerber: PÄTZOLD, PHIL

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