Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Soziales

»Wie geht’s? Wie läuft dein Leben?«

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Streetworker in Castrop-Rauxel

Streit mit den Eltern oder Freunden, Stress in der Schule, Liebeskummer, Mobbing, Drogenmissbrauch … Die Jugend ist eine wilde, manchmal heftige Zeit. Wenn junge Menschen zwischen 12 und 25 nicht mehr weiterwissen, stehen die Streetworker der Stadt als Ansprechpartner parat. »Unsere Aufgaben sind sehr unterschiedlich, wir unterstützen in allen Lebensbereichen, wo auch immer es gerade nötig ist«, sagen Elena Lieder, Stephanie Stoppka und Muhammed Kirac. Sie ergänzen: »Allerdings ist die Arbeit hier in Castrop-Rauxel nicht mit der klassischen Streetwork in Großstädten wie Berlin vergleichbar.«

Unterwegs in den Vierteln

Was als kleines Projekt beim Bürgerverein Deininghausen begann, hat sich zu einem festen und wichtigen Angebot entwickelt. Seit 2009 wird die Streetwork – oder auch: aufsuchende Jugendarbeit – offiziell durch die Stadt Castrop-Rauxel koordiniert. Aktuell kann man das dreiköpfige Team von montags bis donnerstags zwischen 9 und 14 Uhr im Jugendzentrum ›Trafo‹ in Ickern antreffen. Darüber hinaus sind die beiden Sozialarbeiterinnen und der Student regelmäßig in den Vierteln unterwegs – gut erkennbar an ihren schwarz-weißen Jacken. »Wir hoffen natürlich, dass die jungen Leute mit ihren Problemen auf uns zukommen, aber wir besuchen auch gezielt die Treffpunkte in den Stadtteilen, wie Schulhöfe, Plätze oder Parks«, erzählt Muhammed Kirac. »Hier haben wir zu vielen Jugendlichen schon eine ganz gute, kameradschaftliche Beziehung aufgebaut. Das macht es leichter, zu ihnen zu gehen und locker zu fragen: Wie geht’s? Wie läuft dein Leben?«

»Wir rücken nicht mit der ›Keule‹ an«

Wenn es irgendwo ›brennt‹, werden die Streetworker von Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen oder Anwohnern alarmiert. Da meldet sich zum Beispiel der Kleingartenverein, weil ein paar Jugendliche mal wieder vor dem Fenster ›rumhängen‹. »Solche Beschwerden nehmen wir ernst, aber wir sind nicht das Ordnungsamt und rücken nicht direkt mit der ›Keule‹ an«, versichern Elena Lieder und Stephanie Stoppka. Vielmehr gehe es darum, zu vermitteln. »Wir stellen uns dann erst mal freundlich vor und fragen: ›Könnt ihr euch denken, warum wir hier sind?‹ Dann lachen die meistens schon und wissen Bescheid. Wir erteilen auch keine Platzverweise. Wenn die jungen Leute ihren Müll beseitigen und versprechen, sich an die Regeln zu halten, geht das für uns in Ordnung.« Eine weitere Aufgabe des Teams ist die Organisation von Freizeitangeboten. »Wenn eine Gruppe nur um die Häuser zieht, versuchen wir, Alternativen aufzuzeigen, sie zum Beispiel in die Freizeitgestaltung der Jugendzentren einzubinden. Diesbezüglich hat uns Corona leider etwas ausgebremst. Wir hoffen, dass vieles bald wieder möglich sein wird.«

Tür steht immer offen

Aber – auch das gehört zum Job – nicht immer wird alles gut. »Klar ist es schade, wenn man sich Mühe gibt, Termine beim Jobcenter oder bei der Schuldnerberatung vereinbart, diese Hilfe am Ende jedoch nicht angenommen wird«, so Elena Lieder. »Der Mensch muss mitarbeiten, sonst funktioniert es nicht. Trotzdem steht unsere Tür immer offen! Die betreffenden Jugendlichen dürfen jederzeit wiederkommen, wenn ihnen klar wird, dass sie Unterstützung brauchen.« Seit 2014 ist die Betreuung von Migranten und Flüchtlingen ein weiterer wichtiger Baustein der Jugendarbeit. Da verständigt man sich dann auch schon mal mit Händen und Füßen oder mithilfe des Google-Dolmetschers. »Bei diesen Begegnungen haben wir selbst viel über andere Kulturen dazugelernt. Es gab schöne, aber auch sehr emotionale Momente.«

»Das bricht einem das Herz, wenn man nichts machen kann«

Muhammed Kirac erinnert sich an ein paar syrische Geschwister, um die er sich als Betreuer gekümmert hat. »Am Donnerstag beim Turnen dachte ich noch: Hey, die sprechen inzwischen richtig gut Deutsch, das klappt ja. Super, wie die sich entwickeln. Am Freitag fragten wir uns, wo sie bleiben und erfuhren, dass die Familie über Nacht abgeschoben wurde. Das bricht einem das Herz, wenn man nichts machen kann!« Zum Glück sind es die positiven Erfahrungen, die am Ende des Tages meist überwiegen. »Wenn wir durch die Viertel laufen und von den Kindern und Jugendlichen mit Namen angesprochen werden, dann ist das einfach toll, weil wir sehen, was wir erreicht haben!«

Elena Lieder
Tel. 01 52 / 03 26 38 92
elena.lieder [at] castrop-rauxel.de

Stephanie Stoppka
Tel. 01 57 / 35 49 94 55
stephanie.stoppka [at] castrop-rauxel.de

Muhammed Kirac
Tel. 01 57 / 35 49 94 58

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