Stadtmagazin Castrop-Rauxel: In der Stadt

Ickard

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Ein bunter Strauß aktuelles, lebendiges Ickern

Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal eine Postkarte verschickt? Während es noch in den 1980er- und 1990er-Jahren ein festes und beliebtes Ritual war, Familie und Freunden Urlaubsgrüße mit Reisedomizilmotiven zuzusenden, tauschen wir uns heute eher über Instagram & Co. aus. Ist die Postkarte von daher ›abgehakt‹? Oh nein, erleben wir bereits beim ersten Blick auf die Ickard: eine wirklich ungemein sehenswerte Ansichtskarte, herausgegeben vom Stadtteilverein ›Mein Ickern e. V.‹. Wir sprachen mit dem 1. Vorsitzenden Marc Frese und Vorstandsmitglied und Gestalterin Sarah Lamsfuß über das neue anschauliche Ickerner Projekt.

Ickard … Wie kamen Sie auf die grandiose Idee, welche Gedanken stecken dahinter, und was wünschen Sie sich von ›ihr‹?

Marc Frese: »Ein wesentliches Mittel zur Eindämmung von Corona ist, soziale Kontakte runterzufahren und persönliche Begegnungen zu vermeiden. Das ist für uns alle ein harter Einschnitt, wenn wir unseren Verwandten- und Freundeskreis nicht mehr treffen können. Natürlich gibt es da mal Telefonate, Mails und digitale Alternativen. Aber nichts ersetzt den persönlichen Austausch. Hier setzt unsere Idee der Ickard an: Wir schaffen mit ihr eine Möglichkeit, einem lieben Menschen eine individuelle Nachricht und eine kleine Überraschung zukommen zu lassen. Das Projekt richtet sich an alle Menschen in und um Ickern. Als die erste Auflage erschien, meldete sich der Leiter der Kita ›Lummerland‹. Rund 80 Kinder haben die erste Ickard vor Ostern genutzt, um sie für Großeltern, Paten etc. zu gestalten. Das trifft sehr genau unsere Idee.«

Wo liegen die Karten aus, und was kosten sie?

Marc Frese: »Die Ickards liegen bei Einzelhändlern und Dienstleistern in Ickern aus. Wir haben sieben Ausgabestellen, an denen die Karten coronakonform abgeholt werden können. Die erste Auflage ist bereits vergriffen, im April kam die zweite heraus und in wenigen Tagen wird die dritte von insgesamt fünfzehn Ickards erscheinen. Jede Karte präsentiert ein neues, künstlerisch gestaltetes Motiv, das sich mit dem Stadtteil beschäftigt. Dank der Förderung des Projekts durch das neu geschaffene Bürgerbudget der Stadt Castrop-Rauxel können wir Ickards kostenlos abgeben. Wir bitten jedoch darum, nur eine kleine, haushaltsübliche Menge abzuholen, damit möglichst viele Menschen die Möglichkeit haben, Karten zu bekommen.«

Wie war denn die Reaktion der Ickerner auf die erste Ickard?

Marc Frese: »Wir haben schon vor dem Erscheinen der ersten Karte gemerkt, dass die Nachfrage groß sein wird. Darauf haben wir reagiert und die Auflage auf 500 Stück erhöht. Die Karten waren innerhalb von knapp zwei Wochen vergriffen, und wir glauben, dass viele Ostergrüße auf einer Ickard verschickt wurden. Über die Resonanz freuen wir uns sehr.«

Es sollen im Laufe des Jahres ja noch einige Varianten erscheinen. Gibt es da bereits Ideen zu Motiven? Und wann sind die nächsten ›Spielarten‹ geplant?

Sarah Lamsfuß: »Während sich auf der ersten Karte das alte Wappen ›Ickhorns‹ und ein bunter Strauß aktuelles, lebendiges Ickern begegnen, ist die zweite Karte eine typografische Hommage an die Vielfalt des Stadtteils. Die Besonderheit der Karte zeigt sich auch in der Papierwahl – sie wurde auf einem Spiegelpapier produziert. So sieht der Betrachter nicht nur das Offensichtliche, sondern auch: ›Du bist ein Teil davon!‹ Hinter jeder Ickard steht eine Idee. Und davon gibt es viele. 13 weitere Karten werden im Laufe des Jahres erscheinen. Jede auf ihre Weise einzigartig, und jede wird sich mit dem Stadtteil Ickern beschäftigen.«

Ist für Kreation und Gestaltung ausschließlich Sarah Lamsfuß zuständig oder bringen auch andere Vorstands- bzw. Vereinsmitglieder Vorschläge zu Motiven ein?

Marc Frese: »Sarah Lamsfuß engagiert sich als Fotokünstlerin und Designerin seit der Gründung im Stadtteilverein und hat dessen Erscheinungsbild und Logo maßgeblich geprägt. Wir freuen uns, dass sie nun auch die Gestaltung der Karten übernimmt. Die ersten beiden Karten zeigen, dass es eine gute Entscheidung war, ihr bei der Ausarbeitung freie Hand zu lassen und die Entwürfe nicht durch Diskussionen zu ›verschlimmbessern‹.«

Wie lange ›sitzt‹ frau an einer Ickard, und was macht die Arbeit daran so besonders?

Sarah Lamsfuß: »Hinter jeder Karte steht ein kreativer Prozess. Manchmal zeigt sich in der Entwurfsphase eine Sackgasse, manchmal eröffnen sich gleich mehrere Wege. Bis zur finalen Version kann somit unterschiedlich viel Zeit ins Land gehen. Das Spezielle an der Kreation der Ickards liegt darin, mit der Gestaltung ein möglichst facettenreiches Ickern in künstlerisch vielfältiger Form aufzuarbeiten. Ein buntes Potpourri von Fotos, Illustrationen, Typografie und Malerei. Ein Stück Kleinkunst mit Sammelcharakter für die heimischen vier Wände. Wichtig ist auch der Hintergrund der Ickard: Die Idee, etwas Besonderes zu entwerfen, das uns während dieser mitunter sehr anstrengenden Zeit wieder ein Stück weit zueinander bringt. Das ist nicht nur Ansporn, sondern sorgt auch für die Leidenschaft, mit der jede Karte zu etwas Besonderem gemacht wird.«

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