Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Soziales

Durchs ›da sein‹ eine Basis bieten

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Schwierig ist sie geworden. Schwieriger, als sie es ohnehin ist. Es geht um die Beratung des Caritasverbands für die Stadt Castrop-Rauxel e. V. für Geflüchtete, Migranten, EU-Bürger und Spätaussiedler (Fachdienst für Integration und Migration des Caritasverbandes für die Stadt Castrop-Rauxel e. V.).

Wie in wohl allen Bereichen, in denen Menschen anderen Menschen helfend zur Seite stehen, schränkt die Corona-Pandemie auch hier die Möglichkeiten zur Hilfe beträchtlich ein, wie Georgia Born (Koordinatorin ›Brückenprojekte‹), Astrid Dähnke (zuständig für die Migrationsberatung erwachsener Zuwanderer) und Anja Zielinski (Kinder- und Jugendpsychotherapeutin) einhellig zu berichten wissen. »Viele Hilfsangebote, wie die Kommunikation mit Behörden, Sprach- und Integrationskurse oder auch das simple Zurechtfinden in einem für unsere Kunden neuen Kulturkreis: Das kann beispielsweise nicht per Videokonferenz stattfinden. Nicht alle Betroffenen verfügen über die technischen Voraussetzungen, andererseits gibt es Sprachbarrieren. Nicht zuletzt basiert unsere Arbeit auf zwischenmenschlichem Vertrauen und Begegnungen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es um spezielle Angebote für Frauen und Mütter, um eine psychologische Betreuung oder andere Themen medizinischer Natur geht. Die hierzu notwendige Vertrauensbasis lässt sich nur sehr schwer aus der Distanz aufbauen«, erläutert Astrid Dähnke die Situation. »Dass der Bedarf ungebrochen gegeben ist, spiegeln über 2.200 Beratungen im vergangenen Jahr wider. In den ersten drei Monaten dieses Jahres waren es bereits trotz Corona-bedingter Einschränkungen 600 Kontakte. Dementsprechend lang sind mittlerweile die Wartezeiten auf einen Termin.«

»Brücken bauen«

Jener Bedarf manifestiert durch einen Blick in die sogenannten Brückenprojekte der Organisation ebenso deutlich: Hier finden Kinder temporäre Betreuung, denen noch kein regulärer Platz in einer Kindertagesstätte angeboten werden kann. »Wir haben es mit Kindern zu tun, die anfangs über keinerlei Deutschkenntnisse verfügen und deren Eltern in aller Regel eben nicht in der Lage sind, sie in diesem Bereich zu unterstützen. Dementsprechend steht die Sprachförderung bei uns im Vordergrund, um einen möglichst problemlosen Schuleintritt zu ermöglichen. In den Familien bleibt nicht nur durch die Pandemie vieles auf der Strecke, weshalb uns eine ganzheitliche Förderung der Kinder besonders wichtig ist«, berichtet Georgia Born. »Wir sind daher sehr froh, dass wir mit Hilfe der Erziehungsberatungsstelle des Landesjugendamtes auch eine ergänzende, fachkundige psychologische Betreuung in Person von Anja Zielinski bieten können!«

Was zunächst mithilfe von Spenden in Containern auf dem Gelände der ehemaligen Harkortschule mit nur einer Gruppe begann, ist inzwischen auf fünf Gruppen mit jeweils zehn Kindern angewachsen, die von je zwei Kräften betreut werden. »Durch die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt konnten wir zwischenzeitlich in das ehemalige Schulgebäude selbst und in Räumlichkeiten in der Innenstadt einziehen«, konkretisiert Georgia Born das Angebot.

»Basis bieten«

»Über die Betreuung der Kinder entsteht teilweise erst der intensive Kontakt zu deren Eltern, die Hilfe sehr dankbar, aber eben auch durchaus zurückhaltend annehmen. Ehe überhaupt weitere Netzwerkarbeit geleistet werden kann, heißt es oft, zunächst eine Basis zu bieten, indem man ›einfach da ist‹. Das ist die Grundlage jeglichen weiteren Hilfsangebots. Diese Menschen kommen nicht von allein. Oftmals muss man den Zugang und das Vertrauen schon so aktiv, wie sanft suchen«, berichtet Anja Zielinski aus der täglichen Erfahrung. »Viel Unterstützung erfahren wir auch durch unsere ­ehrenamtlichen Helfer, wenngleich dies ebenfalls durch die Pandemie mit Herausforderungen in der Koordination behaftet ist. Ohne das Ehrenamt ginge es nicht, weshalb wir uns über jeden Interessenten in diesem Bereich freuen«, ergänzt Astrid Dähnke.

So mag man sich fragen, woraus das Team in der aktuell angespannten Lage jeden Tag aufs Neue Motivation schöpft. Vielleicht bringt es jedoch diese eine Aussage von Astrid Dähnke auf den Punkt, die das ganze Team einvernehmlich nicken und spürbar hinter ihren FFP2-Masken lächeln lässt: »Wir haben Klienten, die haben es geschafft. Die sind angekommen und ein ganz normaler Teil der Bevölkerung. Ein besseres Gefühl kann einem die eigene Arbeit überhaupt nicht geben!«

Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e. V.

Fachdienst für Integration und Migration
Lambertusplatz 1 · 44575 Castrop-Rauxel
Tel. 0 23 05 / 9 20 83 12
eMail: mail [at] caritas-castrop-rauxel.de
www.caritas-castrop-rauxel.de

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