Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Soziales

Ehrenamtliche begleiten Menschen auf dem letzten Weg

Foto(s) zum Vergrößern anklicken

Quellenangabe in den Vergrößerungen

Ambulanter Hospizdienst der Caritas Castrop-Rauxel

Wir alle wissen, dass das Leben endlich ist, dass jeder früher oder später Abschied nimmt – der Tod gehört nun mal zum Leben. Dennoch empfinden viele Schwerstkranke und Sterbende ihre ›letzten Tage‹ als eine ungemein harte Zeit, verbunden mit tiefsten Ängsten, Hilflosigkeit und immenser Unsicherheit. Dies gilt ebenso für die Angehörigen, sie sind mit der Situation als solcher und dem Umgang damit völlig überfordert. Umso wertvoller ist der Ambulante Hospizdienst der Caritas Castrop-Rauxel, der Ehrenamtliche auf die Betreuung Schwerstkranker vorbereitet und sie dabei intensiv begleitet. Wir sprachen mit Nina Vogel, Koordinatorin des Castroper Hospizdienstes, und vier ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen über ihre so wichtigen Aufgaben.

Bereicherndes Beisammensein und bewegende Momente
Nicht selten war es die eigene Erfahrung eines Abschieds von einem nahestehenden Menschen, die sie zu ihrem Engagement bewegt hat. So auch bei Vera Kiefer, die bereits seit guten 13 Jahren bei der Caritas aktiv dabei ist. »Die Motivation, Menschen in ihrer letzten Lebensphase unterstützend beizustehen, entstand nach einer persönlich nicht einfachen Zeit«, erzählt sie. »Vor 20 Jahren habe ich ein ¾ Jahr lang meine schwerkranke Mutter begleitet und dabei gemerkt, dass ich mit ihr völlig alleine stand, es war eine ganz fürchterliche Situation. Insbesondere ihre Angst vor dem Sterben so intensiv zu spüren und nicht in der Lage zu sein, diese Ängste zu nehmen oder zu lindern, hat mich sehr belastet. Damals stand für mich fest: Da muss sich was ändern! Also habe ich mich dazu entschlossen, beim Hospizdienst mitzumachen. Und durch die Kurse bei der Caritas – übriges in ganz lebendigen kleinen Gruppen – habe ich viele Hilfsansätze auf Anhieb verstanden. Meine Lebenseinstellung hat sich völlig verändert, ich habe gelernt: Man kann über den Tod reden, kann damit umgehen. Wobei das Echo von Freunden oft negativ war und ist: ›Lass das!‹ hörte ich immer wieder. Aber nein, ich habe nicht aufgehört – zum Glück. Denn auch das Zusammensein mit den Menschen ist so bereichernd. Man hat so bewegende und schöne Momente! Augenblicke, die mir zeigen, wie gut ich mich bei meiner Arbeit fühle. Schrecklich finde ich allerdings, dass das Sterben leider immer noch ein Tabuthema ist.«

Wichtige Entlastung für pflegende Angehörige
Nina Vogel sieht es ganz genau so: »Beim Umgang mit dem Tod hat sich schon einiges getan, aber es ist noch viel Luft nach oben.« Und auch Michael Bärens, der seine Ausbildung Anfang 2018 abgeschlossen hat und seitdem bereits einige Male vorwiegend in Familien aktiv dabei ist, kann ihnen nur zustimmen. »Es hat mich immer schon gestört, dass der Tod ein Tabuthema ist, über das zwischen Angehörigen nicht geredet wird. Stattdessen hören die Erkrankten viel zu häufig banale Beschwichtigungen, wie ›das wird schon wieder!‹ Dabei ist es meiner Meinung nach so von Bedeutung, dass man ehrlich miteinander umgeht. Hier bieten wir auch eine wichtige Entlastung für pflegende Angehörige, die mit der so schwierigen Situation oftmals hoffnungslos überfordert sind. Aufgrund unserer Schulungen und Weiterbildungen können wir mit den Kranken offen und zugleich behutsam und vertrauensvoll über das bevorstehende Lebensende sprechen. Wichtig finde ich auch, dass sie mit ihren Angehörigen rechtzeitig klären, welche Vorstellungen sie von Bestattung und Trauerfeier haben. Dies hilft nicht nur ihnen selbst, sondern auch der Familie, die sich so sicher sein kann, die Wünsche eines geliebten Menschen zu kennen und zu erfüllen. Der unverkrampfte Umgang mit dem Tod gehört zum Leben. Ich habe übrigens auch meine Eltern bis zum Schluss begleitet, und glauben Sie mir, es war gar nicht so schlimm, wie es sich viele vorstellen.«

»Meine Arbeit trägt mich«
Monika Verhoven ist ebenfalls wie Michael Bärens seit knapp drei Jahren dabei. »Ich hatte als Krankenschwester beruflich viel mit Sterbenden zu tun und immer wieder festgestellt, dass oft zu wenig Zeit für die Begleitung Sterbender bleibt. Als ich in Rente ging, hatte ich die nötige Zeit und Möglichkeiten, hier zu helfen. Diese Begleitung berührt mich, und meine Arbeit trägt mich. Allein, wenn man den Patienten die Hand hinhält, spürt man sogleich, wie geborgen sie sich fühlen – ein wahres Phänomen.« Dies empfindet Vera Kiefer sehr ähnlich: »Wenn man es annimmt, wird es stimmig, man sieht das Leuchten der Augen. Am Anfang war es für mich offengesagt nicht ganz so einfach, da musste ich nach meinen Einsätzen erst einmal eine halbe Stunde spazieren gehen, um etwas runterzukommen. Aber inzwischen ist es kein Problem mehr, im Gegenteil. Heute findet es auch meine Familie toll, was ich mache, sogar meine Enkelkinder.«

»Wir hoffen das Beste«
Auch Karin Kutschka-Bogensperger ist es ein großes Anliegen, schwerstkranken Menschen und ihren Angehörigen zur Seite zu stehen. Sie hat ihre Ausbildung im Dezember 2019 abgeschlossen, leider kam es Corona-bedingt noch nicht zu Einsätzen im ambulanten Hospizdienst. »Ich habe allerdings Ende letzten Jahres privat eine schwer erkrankte Freundin betreut und regelmäßig im Krankenhaus besucht. Was man da alles so erlebt, ist schon furchtbar. Umso schöner fände ich es, mich möglichst bald in einer solch schweren Phase unterstützend einbringen zu können.« Nina Vogel schaut hier vorsichtig optimistisch Richtung Zukunft: »In Coronazeiten hatten wir verständlicherweise weniger Anfragen. Das hat sich allerdings in den letzten Wochen schon verändert. Zurzeit gibt es acht Begleitungen. Drei davon werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern durchgeführt, die Ende letzten Jahres neu dazu gestoßen sind. Seit Mitte September 2020 findet auch ein neuer Qualifizierungskurs statt, den ich gemeinsam mit Frau Hosse-Dolega anbiete, um neue ehrenamtliche Interessierte zu gewinnen und sie intensiv und professionell zu befähigen. Natürlich ist es bei den derzeitig steigenden Infektionszahlen nicht vorhersehbar, wann wir wieder mit welchen Einschränkungen rechnen müssen und wie lange wir den Kurs durchführen dürfen, aber wir hoffen das Beste.«

Der Ambulante Hospizdienst der Caritas steht Schwerstkranken und Sterbenden unabhängig von Glaube, Konfession, Kultur und Weltanschauung zur Seite. Sie werden von Ehrenamtlichen in ihrer häuslichen Umgebung und im Altenheim besucht. Ziel ist es, dass die Menschen ihre verbleibende Lebenszeit in gewohnter Umgebung verbringen können. Dabei stehen ihre persönlichen körperlichen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse im Mittelpunkt.
Alle ehrenamtlich Tätigen im Hospizdienst werden in Seminaren auf ihre Aufgaben vorbereitet, während ihrer Arbeit betreut und fachlich begleitet. Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich bei der Koordinatorin melden.
Nina Vogel
Tel. 0 23 05 / 9 23 55-30
n.vogel [at] caritas-castrop-rauxel.de
www.caritas-castrop-rauxel.de

Facebook Logo  diese Seite auf Facebook teilen0