Schwerelos im Hallenbad
Eigentlich sollte es nur ein ganz normales Interview werden. Doch Ulrich Wilde, der erste Vorsitzende des Tauchclubs Tümmler, und Tauchlehrer Torsten Wick wissen, wie die Faszination ihres Sports am besten zu vermitteln ist – nämlich unter Wasser. Und so geht's heute nach unserem Gespräch im Hallenbad-Bistro ab ins Becken zu einem Stadtmagazin-Gratis-Schnuppertauchgang.
»Verein für alle«
»Im Gegensatz zu Sportarten wie Fußball ist das Tauchen gemeinhin gar nicht so bekannt«, erklärt der Vereinsvorsitzende. »Als gemeinnütziger Verein sehen wir unsere Aufgabe darin, der Allgemeinheit diesen faszinierenden Sport näherzubringen.« Und so bietet der Club etwa auch beim Freibadfest Schnupperkurse an, ist bei der Weihnachtsbaumaktion in Ickern und im Karneval präsent (›verkleidet‹ als Taucher). Auch der Gratiskurs für sozial benachteiligte Jugendliche (siehe S. 37) ist Teil dieser Philosophie. Das Vereinsleben selbst ist ebenso lebendig wie vielfältig und geht weit über den Tauchsport hinaus. »Es gibt eine Laufgruppe, eine Saunagruppe, es werden gemeinsame Fahrradtouren unternommen, und einige treffen sich sogar regelmäßig zum ›Dschungelcamp‹-Schauen«, erzählt Torsten Wick schmunzelnd. Da ein Tauchclub ja nicht über ein Vereinsheim verfügt, finden viele Treffen bei ihm zu Hause statt – im Sommer bevorzugt im Garten. »Wir sind ein Verein für alle, ein Familienverein«, ergänzt Ulrich Wilde.
›Freies Training‹
Bei insgesamt 67 Mitgliedern gibt es einen Kern von knapp 30 Aktiven, einige (Ehe-)Partner, die selbst nicht tauchen, sind beim Training trotzdem dabei und ziehen einfach als Schwimmer ihre Bahnen, während die Tauchsportler unter der Wasseroberfläche Übungen absolvieren oder auch einfach die Zeit genießen. Denn das montägliche Training verläuft ebenfalls anders als etwa bei einem Fußballverein, wo alle auf das Kommando des Trainers hören und sich im Team auf das nächste Spiel vorbereiten: »Mal bieten wir eine bestimmte Übung an, mal geht es etwa um Erste Hilfe oder Rettungsübungen, doch meist sind die Aktiven eigenständig in unterschiedlichen Gruppen unterwegs«, erzählt Torsten Wick. »Wir haben ein Ausbildungsteam aus Personen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Spezialqualifikationen. Hier können also Neulinge einsteigen und ihren Tauchschein machen, während die erfahrenen Taucher für sich allein oder in Gruppen die Trainingszeit nutzen, um sicherer zu werden.« Denn Sicherheit ist das A und O bei diesem Sport, schließlich liegt die Faszination für den erfahrenen Taucher nicht darin, sich lediglich im klaren, vier Meter tiefen Hallenbad zu bewegen.
Duisburg und die Philippinen
Und so gibt es natürlich auch Tauchreisen, die vom Verein organisiert werden: »Letztes Jahr waren wir in Kroatien, im März geht es zu den Philippinen«, erzählt der Tauchlehrer. »Und Gozo, eine Schwesterinsel von Malta, ist ein regelrechtes Paradies für Taucher«, schwärmt Ulrich Wilde und fügt schmunzelnd hinzu: »Torsten hat da fast schon seinen Zweitwohnsitz.« Doch auch weniger weit entfernte Ziele haben ihren Reiz: »Der Rahmer See in Duisburg ist als Ausbildungssee beliebt, und im Sundhäuser See in Nordhausen gibt es in 13 Metern Tiefe die nachgebaute Unterwasserstadt ›Nordhusia‹«, berichtet Torsten Wick.
Vorbereitungen für den ›Tauchgang‹
Doch für heute bleiben wir erst mal im Hallenbad. Während die ersten Vereinsmitglieder dort eintrudeln, werde ich in Kurzform mit den nötigen Informationen für meine Tauchpremiere versorgt, den wichtigsten Handzeichen etwa, die die Kommunikation unter Wasser ermöglichen. Tauchen ist ein ›Buddysport‹, lerne ich, das heißt, dass man stets zu zweit bzw. in Zweiergruppen unterwegs ist, bestenfalls mit Augenkontakt zum Partner. Dann werde ich eingekleidet: ›Shorty‹ heißt der Taucheranzug für wärmere Gewässer, dann folgt die Tarierweste, die in meinem Fall mit zwei Kilogramm Blei bestückt wird. An ihr wird die Druckluftflasche befestigt, deren Gasgemisch nicht nur zur Atmung unter Wasser dient, sondern über einen weiteren Schlauch auch in eben jene Weste abgegeben und aus ihr herausgelassen werden kann. So wird – über zwei Knöpfe – das Sinken und Aufsteigen geregelt. Zum Schluss kommen Tauchmaske und Schwimmflossen – nun kann’s losgehen.
Schwerelos im Hallenbad
Auch wenn die Sache mit dem Druckausgleich ein Problem ist (kenne ich aus dem Flugzeug) und es daher nur einmal kurz in den ›tiefen‹ Bereich des Bades geht, und selbst wenn die Technik, mich allein durch Beinarbeit fortzubewegen, nicht wirklich meine ist – das Gefühl der Schwerelosigkeit ist in der Tat unbeschreiblich. »Das erste Mal packt einen«, hat Ulrich Wilde versprochen, und so ist es. Von meinem ›Buddy‹ Torsten Wick souverän geführt, genieße ich den Schnupper-Tauchgang in vollen Zügen und kann ich mir vorstellen, was es heißt, als erfahrener Taucher in der Ruhe der Tiefe buchstäblich runterzukommen vom Alltagsstress, kann vielleicht sogar erahnen, wie faszinierend es sein muss, in einem ›echten‹ Gewässer hautnah am Leben unter der Wasseroberfläche teilzuhaben und die Landschaften am Grund zu bestaunen.
Vielen Dank für dieses tolle Erlebnis, das unbedingt weiterzuempfehlen ist!
Gratis-Tauchkurs für Jugendliche – bewerbt euch!
Gesponsert durch die Sparkasse Vest und weitere Unterstützer bietet der Tauchclub Tümmler einen kostenlosen Lehrgang für zehn sozial benachteiligte Jugendliche von Mai bis Oktober dieses Jahres an. Zwei Plätze sind dabei für Behinderte gedacht. Das Gratis-Angebot umfasst auch Ausrüstung, Verpflegung und Fahrtkosten.
Vor dem eigentlichen Kurs findet ein Schnuppertraining statt, eine Tauchtauglichkeitsprüfung ist zwingend notwendig. Am Ende der Ausbildung im Hallen- und Freibad steht nach bestandener theoretischer und praktischer Prüfung dann der Tauchschein, der weltweit gültig ist.
Das Angebot richtet sich an Jungen und Mädchen über 14 Jahre. Übersteigen die Bewerbungen das Angebot, werden die Teilnehmer*innen ausgelost.
Bewerbt euch unter info [at] tc-tuemmler.de