Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Soziales

Den Tagen mehr Leben geben

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So mancher hat es vielleicht schon erlebt, dass ein ihm nahestehender Mensch plötzlich schwer erkrankt. Die Tage sind gezählt – eine ungemein schwierige Situation für den Betroffenen selbst, aber auch für seine Angehörigen. Umso wichtiger und wertvoller ist die Arbeit des Ambulanten Hospizdienstes in Trägerschaft des Caritasverbands Castrop-Rauxel e.V. Seit Anfang dieses Jahrtausends begleiten ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schwerstkranke und als palliativ eingestufte Menschen. »Die englische Krankenschwester und Ärztin Cicely Saunders, die 1967 die Hospizidee begründete, sagte damals ›Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben‹«, berichtet die Koordinatorin des Castroper Hospizdiensts Nina Vogel. »Und genau darin erkenne ich den Sinn der ambulanten Begleitung. Unsere 19 ehrenamtlichen Begleitenden leisten einen unvergleichlichen Einsatz, der menschliche Würde und Wärme auf den letzten Schritten des Lebenswegs erfahren lässt.«

Zeit schenken, zuhören, reden und schweigen

Dabei ist jeder dieser Einsätze so individuell wie der betreute Mensch selbst und wie es seine Bedürfnisse und Gegebenheiten erforderlich machen. »Die Ehrenamtlichen schenken ihre Zeit, sie lesen vor, gehen eventuell – je nach Gesundheitszustand – eine kleine Runde mit ihnen spazieren, singen und beten durchaus auch gemeinsam mit ihnen. Viele Sterbende werden in dieser besonderen Phase nämlich durchaus spirituell«, erklärt Nina Vogel. »Ganz wichtig ist das Zuhören. Nicht wenige Menschen möchten viel erzählen: Anekdoten und Erinnerungen, die die Angehörigen vielleicht schon unzählige Male gehört haben und auf die sie eventuell nicht mehr so reagieren, wie es sich der Kranke wünscht. Es können aber auch Dinge sein, die die eigene Familie gar nicht hören soll. Und manchmal wird einfach gemeinsam geschwiegen, Nähe gespürt und auch mal die Hand gehalten – dies selbstverständlich nur, wenn es erwünscht ist. Denn ganz genau darum geht es bei unserer Arbeit: angemessen, offen, neutral und gesprächsbereit auf den Menschen einzugehen.«

Die Chemie muss stimmen!

Eine bedeutsame Voraussetzung dafür ist ihrer Erfahrung nach, bereits im Vorfeld herauszufinden, welcher Begleiter zu wem passt. »Als Koordinatorin ist es meine Aufgabe, mir innerhalb eines Erstkontakts ein Bild vom Patienten zu machen. Was ist das für ein Mensch? Welche Hilfeleistungen werden gebraucht? Welcher unserer Ehrenamtler ist für die jeweilige Situation am besten geeignet, wem kann ich welche Herausforderung und Gegebenheit optimalerweise zutrauen? Die Chemie muss stimmen! Das gilt natürlich auch umgekehrt, der Kranke muss sich ebenfalls dahingehend äußern können. Kurz darauf statte ich einen zweiten Besuch ab, diesmal gemeinsam mit dem ausgewählten Ehrenamtlichen. So können sich beide in Ruhe kennenlernen.«

Bereichernde Tätigkeit

Nun ist es vermutlich nicht immer ganz einfach, eine derart emotional nahegehende Arbeit zu leisten. Nicht selten entstehen Bindungen, wird mitgelitten und getrauert. Aus diesem Grund erfahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine hilfreiche Unterstützung. Nina Vogel: »Innerhalb sogenannter, übrigens gesetzlich vorgeschriebener Befähigungskurse werden sie von mir und Gastdozentin Martina Hosse-Dolega über drei Monate intensiv auf ihre Begleitung vorbereitet. Zudem stehe ich jederzeit als Ansprechpartnerin für Fragen und bei möglichen Problemen zur Verfügung. Daneben gibt es aber auch eine professionelle Begleitung durch Supervision sowie weiterführende Fachseminare und regelmäßige Gesprächsrunden: mit mir, untereinander und mit der Supervisorin. Und Tatsache ist, dass unsere Ehrenamtlichen ihre Tätigkeit als Bereicherung für sich selbst ansehen, denn am Ende des Lebens bekommen sie noch so viel vom Leben zurück, wie zum Beispiel ein dankbares Lächeln. Und auch mir geht es so: Ich empfinde die Arbeit mit und am Menschen ungeheuer bunt und facettenreich und mache sie ausgesprochen gerne.«

Der Ambulante Hospizdienst ermöglicht es schwerstkranken und sterbenden Menschen, in ihrem vertrauten Umfeld – zu Hause oder auch in einer Pflegeeinrichtung – dem Lebensende entgegenzusehen. Zudem entlastet er Angehörige in einer schwierigen Phase und schafft ihnen die äußerst bedeutsamen Momente des Innehaltens und Durchatmens. Die Leistungen sind kostenfrei.

Unterstützt wird die Arbeit durch den Förderverein Ambulanter Hospizdienst Castrop-Rauxel e.V.
Spendenkonto: Spk. Vest Recklinghausen
IBAN: DE69 4265 0150 0000 8101 19
BIC: WELADED1REK

Mitarbeiter gesucht

Zurzeit sind 19 Ehrenamtliche für den Ambulanten Hospizdienst Castrop-Rauxel e.V. im Einsatz. »Wir haben ein tolles Team«, so Nina Vogel, »und auch die enge Netzwerkarbeit mit dem Palliativnetzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel greift hervorragend. Allerdings sehen wir klar – nicht zuletzt als Folge des demografischen Wandels –, dass sich die Nachfrage stetig erhöht. Von daher freuen wir uns immer über neue Mitmacher.«

Kontakt:
Nina Vogel
Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel
Lambertusplatz 16 / 44575 Castrop-Rauxel
Tel. 0 23 05 / 9 23 55 30
www.caritas-castrop-rauxel.de

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