Stadtmagazin Castrop-Rauxel: In der Stadt

Ein Leben für das nachbarschaftliche Miteinander

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Mario Pallasch und der Verein ›Mein Ickern e.V.‹

Der Blick aus seinem Haus an der Recklinghauser Straße auf die gegenüberliegende Straßenseite ist heute ein anderer. Dort, wo sich der Mittelstandspark Ost erstreckt, stand einst ein gewaltiger Industriekoloss: die Zechenanlage Victor 3/4 mit Kokerei und Stickstoffwerk. Das hat Mario Pallasch noch sehr gut im Gedächtnis. Schließlich wuchs er vis-à-vis der Anlage auf, die den Menschen Arbeit gab und Ickern wachsen und gedeihen ließ. Er weiß das so genau, weil er in ein Bergarbeiter-Leben hineingeboren wurde. Opa war auf dem Pütt, Vater war auf dem Pütt, da lag es für Sohn Mario nahe, ebenfalls auf der Zeche anzuheuern. Beeindruckt hat ihn in jenen Zeiten vor allem dies: »Der Zusammenhalt der Menschen war enorm, ebenso das nachbarschaftliche Miteinander.«

»Unter Tage war man füreinander da«

Die Arbeits- und Lebenswelten haben sich seit jenen Tagen nicht nur im größten Stadtteil von Castrop-Rauxel gewaltig verändert. Geblieben sei aber dies: die Sehnsucht nach Gemeinschaft. Und genau da setzt Pallasch als Vorstandsmitglied im Verein ›Mein Ickern e.V.‹ gerne an und kümmert sich. »Früher brauchten wir keinen Verein, der Menschen zusammen­bringt«, sagt der 65-Jährige. »Unter Tage war man aufeinander angewiesen, man vertraute sich, man war füreinander da. Das setzte sich nach der Arbeit im privaten Bereich fort.«

Der Heimat stets verbunden

Nach der Schließung der Ickerner Zeche und der Verlagerung der industriellen Arbeitsplätze wurde das anders. Die Bergleute pendelten durchs Revier, zogen den Zechen hinterher oder – im schlimmsten Fall – verlegten sogar komplett ihren Wohnsitz. Mario Pallasch hatte Glück, denn er blieb in den vielen Jahren seines beruflichen Lebens Ickern stets verbunden. Der gelernte Elektriker hatte nach seiner Bundeswehrzeit die Wahl: »Es gab das Angebot, zur Polizei zu gehen oder eine Fahrschule zu übernehmen«, sagt er. Er bevorzugte lieber den Bergbau, studierte Bergwesen, war Steiger, dann Revier-, später Obersteiger und arbeitete erst in Ickern, dann auf Minister Achenbach in Lünen-Brambauer, schließlich auf Zeche Westfalen in Hamm-Heessen. Ab 1996 war er in der Hauptverwaltung der RAG in Herne im Bereich Arbeitssicherheit tätig. Arbeitsangebote, die ihn aus seinem Umfeld gerissen hätten, gab es zwar, doch sie seien für ihn niemals eine Option gewesen.

Der Mann liebt seinen Sprengel

Die Bevölkerungsanzahl in Ickern schrumpfte zwar, es zogen aber auch nach und nach Menschen aus anderen Regionen in den Stadtteil. Sich einfach so kennenzulernen, war nicht mehr so leicht, da musste stets ein wenig nachgeholfen werden. Mario Pallasch liebt seinen Sprengel, da hat sich auch bis heute nichts daran geändert. Und dass er sich von Herzen für die Menschen und fürs Gemeinwohl engagiere, liege ihm eben im Blut. »Das war schon immer so«, sagt er und auch, dass der Verein heute sein Lebensinhalt und sein Lebenswerk sei. Man habe schon viel für Ickern erreicht, seit man sich vor fünf Jahren gegründet habe. Es seien gute Dinge auf den Weg gebracht worden, wie zum Beispiel die Bürgerpicknick-Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Landestheater. Eingesetzt habe man sich auch dafür, dass es in Ickern wieder eine schmucke Weihnachtsbeleuchtung für die festliche Zeit in der Ickerner Straße gibt. Und dann sind da noch die Ickern-Bänke, gefertigt von der JVA Meisenhof und lackiert in den Castrop-Rauxel-Farben, die es als Zwei- oder Dreisitzer gibt und – zunächst von Geschäftsleuten erworben – nun die Ladenstraße auflockern. Sie dürfen übrigens auch von Bürgern gekauft werden, um sie in den Vorgarten oder auf den Balkon zu stellen. »Sie sind ein Renner, ein echtes regionales Produkt«, betont Mario Pallasch. 150 Stück seien bislang verkauft worden – und längst nicht nur innerhalb von Castrop-Rauxel.  

›Mein Ickern‹ findet starkes Echo

Die Vereinsarbeit füllt ihn voll und ganz aus. 230 Mitglieder sind es zurzeit, »es dürften aber gerne noch mehr werden«, sagt er und macht deutlich, dass vor allem aktive ›Mitmacher‹ gesucht werden. Es gebe schließlich viel zu tun. Ob Ortsbegehungen oder Kontaktpflege mit der Stadtverwaltung und der Politik – »Ideen sind gefragt und Menschen, die anpacken wollen.« Wer sich interessiert, kann bei der Neuauflage des Ickerner Familienfestes, das am 1. September von 10 bis 18 Uhr stattfindet und zahlreiche Vergnügungen wie Trödelmarkt, Bühnenshow und vieles mehr präsentiert, Kontakt aufnehmen. Dass der Verein mit seiner erfolgreichen Arbeit ein starkes Echo nicht nur im Stadtteil findet, zeigt dies: Nordrhein-Westfalen ist in diesem Jahr Partnerland beim Bürgerfest des Bundespräsidenten am 30. und 31. August im Garten des Schlosses Bellevue. Drei ehrenamtliche Initiativen sind eingeladen, sich dort zu präsentieren – eben auch ›Mein Ickern e.V.‹. Was eine schöne Chance für den Verein und für Castrop-Rauxel ist, das Thema Bürgervereine und die Idee dahinter vorzustellen.

Lebendige Erinnerungen an ein wichtiges Kapitel

Und wenn Mario Pallasch mal alles ein wenig zu viel wird, dann sucht er Ruhe in seinem schmucken Holzhäuschen im Garten, in dem er – wie auch im Keller seines Hauses – die ein oder andere Erinnerung an den Bergbau lebendig hält, darunter auch ein frühes Foto seines Sohnes Sascha, der Energietechnik studierte, dann als Ingenieur für elektrische Antriebstechnik unter Tage tätig war und heute mit seiner Firma Gastromatix Cocktail-Booster und digitale Schanksysteme für die Gastronomie vertreibt. Der Bergbau in all seinen Schattierungen war ja nun mal ein wichtiges Kapitel im Stadtteil und im Leben der Familie Pallasch sowieso.

Weitere Informationen und Kontaktaufnahme: www.mein-ickern.de

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