Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Kunst und Kultur

Bits- und Bytes-Spezialisten mit Schraubendreher, Tipps und Kniffen

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Zehn Jahre Linux-Microsoft Computer Club im AGORA-Kulturzentrum, dokumentiert vom CAS-TV Bürgerfernsehen

Hier gilt das ›Du‹, für Gäste wie Clubmitglieder gleichermaßen, wie zu Zeiten, als auf Zeche Ickern 1/2 noch unter Tage reger Betrieb herrschte. Die Fördermaschinen und Abbauhämmer schweigen längst, die Schlote rauchen nirgendwo mehr in Castrop-Rauxel. Aber in das schmucke Backsteingebäude ist mit dem AGORA-Kulturzentrum an der Zechenstraße neues Leben eingekehrt. Vor dem schmiedeeisernen Flügeltor erinnert noch eine hölzernen Gedenktafel aus der früheren Lohnhalle an die im ersten Weltkrieg gefallenen Bergleute. In der ehemaligen Kaue und der Markenkontrolle sind seit geraumer Zeit neben zahlreichen anderen Vereinen auch der ›LMC‹ Castrop und ›CAS-TV‹ untergekommen. Sie verbindet die gemeinsame Adresse und aktuell auch eine Geburtstagsfeier: Das Bürgerfernsehen dreht einen Beitrag zum zehnjährigen Bestehen des Linux-Microsoft Clubs.

Man ist ausnahmsweise unter sich, unter den ›Usern‹, die sich ausdrücklich nicht als Administratoren verstehen. Vielleicht dem Wetter geschuldet findet sich diesmal kein Gast ein, wo es sonst durchaus auch rappelvoll ist, als neben den obligatorischen Kaffee- und Saftbehältern aus gegebenem Anlass auch eine Flasche Sekt geöffnet wird. Plakativ-analog setzt Harry Schmidt, aktiv in beiden Clubs, das Thema des Abends für die Kamera ins Bild – per Kreide an die große grüne Tafel. Der 62-jährige Diplom-Informatiker und erfahrene Webmaster switcht zwischen Mikrophon, Kamera und den zahlreichen Notebooks und beiden digitalen Club-Welten hin und her.

Der Mann hinter der Kamera ist heute Michael Hülsmann (56). »Unser best boy«, kommentiert Harry Schmidt schmunzelnd, »der verteilt auch schon mal unsere Flyer.« Gattin Sigrid Schmidt-Karsten teilt seine Begeisterung, übernimmt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und hütet LMC-Maskottchen ›TUX‹: einen Spielzeug-Pinguin, der seinerseits auf der Spendenkasse thront. Denn der Besuch der LMC-Clubabende ist grundsätzlich kostenlos, ein Obolus für Kaffee und Kuchen jedoch durchaus herzlich willkommen.

Und die »immer so etwa 12 bis 18 Aktiven von 40 bis, ja, 82« haben in den zehn Jahren vom Start an Tapeziertischen in einer Garage bereits zahllose und ganz unterschiedliche Hilfeleistungen gestemmt: mit Feinschraubendreher, Suche im Internet, Tipps, Kniffen und vor allem viel Erfahrung. Sie kümmern sich um Probleme beim Umgang mit dem Notebook, dem Smartphone, aber auch dem zickenden Satelliten-Receiver, haben Spezialisten »für alle Gewerke« – ob Hindernisläufe über digitale Stolpersteine, Irrwege auf Macintosh oder Finessen und Finten der Betriebssysteme Windows und Linux.
Ihr Hauptaugenmerk haben sie dabei darauf gerichtet, die Nutzung und Verbreitung des frei verfügbaren Betriebssystems Linux zu unterstützen und auch beim Umgang mit Windows – ob 2000, XP oder Vista – Computernutzern unter die Arme zu greifen, gern und gerade Anfängern vom Jugendlichen bis zum Senioren.

Beim Bürgerfernsehen sind Gäste, Neugierige oder interessierte Mitarbeiter ebenfalls stets willkommen. Die Bild- und Tonbeiträge, meist für Youtube oder Magazinsendungen der Bürger-Medienplattform, dem Landes-Lernsender nrwision, produzieren derzeit drei bis vier eingespielte Teams hinter und vor der Kamera. Mit »allen möglichen Aufgaben, vom Visagisten bis zum Hexer am Schneide-Bildschirm«, lädt Michael Hülsmann ein, ohne den prüfenden Blick vom Kontrollmonitor für die laufende Aufnahme des Jubiläumsbeitrags abzuwenden.

Auch bei Harry Schmidt ist aus dem handelsüblichen Interesse fürs Fotografieren und Filmen nach einem ersten Hineinschnuppern in die Fernsehwelt schnell und viel mehr geworden. Er lieh sich nach und nach das Equipment aus, besuchte Schulungen, Seminare und Fortbildungsmaßnahmen und baute sein Arbeitszimmer zum Video-Studio mit eigener Ausrüstung aus.
Es kommt ein Funkeln in seinen Augen auf, wenn er begeistert von Zwölf-Stunden-Drehs bei den Fußball-Hallenstadtmeisterschaften erzählt: »Sehr lebendig!«. Oder dann auch vom Samojeden-Treffen mit 60 nordischen Wuschelhunden und zweibeinigen Haltern aus ganz Deutschland, einem dreitägigen Zeltlager zu Pfingsten in der Ickerner Heide und unter vollem körperlichen Einsatz mithilfe einer Schulterkamera.

Noch größere Wellen geschlagen hat aber wohl die Geschichte von Kater ›Karlchen‹, einem schwarzen, frechen und geselligen Freigänger mit zahlreichen Zweitfutterstellen, der sogar in einigen Büros in der Nachbarschaft seine Siesta zu halten pflegte und urplötzlich von der Bildfläche aus der früheren Lohnhalle verschwunden war. Ganze sieben Monate hielt dies seine Anhängerschaft in Sorge, war es ständiges Thema bei Facebook, dessen Netzwerk auch das Castroper Bürgerfernsehen nutzt, das nur zu gern dabei war und die frohe Kunde verbreitete, als Karlchen abgemagert, aber munter unversehens wieder auftauchte. »Wir lassen uns nicht auf Sparten festlegen«, erläutert Harry Schmidt den bunten Mix.

Text und Fotos: Uli Kolmann

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