Stadtmagazin Witten: Lehren und Lernen

25 Jahre Wittener Universitätsgesellschaft

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Es wird wieder getafelt

Das Konzept einer Tafelrunde verbinden viele zuerst mit der Artussage. Eine gedeckte Tafel, an der sich alle Tischgäste auf Augenhöhe begegnen und ihre Ideen zum Wohle der Allgemeinheit austauschen, gibt es aber nicht nur auf Schloss Camelot. Vor 25 Jahren gründete sich die Wittener Universitätsgesellschaft (WUG) als Förderverein der Universität Witten/Herdecke, und seither tagt die ›Hohensteiner Tafelrunde‹ auch bei uns. Im August findet die 22. Ausgabe des Benefiz-Dinners mit NRW-Innenminister Herbert Reul als Gastredner statt.

»Die Uni war damals ein Ort der Glückseligen«

Drehen wir die Zeit ein paar Jahrzehnte zurück: 1983 hatte die Universität Witten/Herdecke als erste Privatuni Deutschlands den Lehrbetrieb aufgenommen. Als Vorreiter für die Fachbereiche Medizin und Wirtschaft erlangte die Universität in der akademischen Welt schnell überregionale Bekanntheit. Dagegen blieb die Stadt Witten für die meisten ein weißer Fleck auf der Landkarte. So erzählt es Dr. Edeltraud Priddat, die Anfang der 90er mit ihrem Mann aus Hamburg gekommen war und an der UW/H für das Fundraising angestellt wurde. »Die Uni war damals ein Ort der Glückseligen«, sagt sie. »Jeder kannte jeden. Man ging zum Schlafen nach Witten, hatte aber ansonsten kaum Kontakte in die Stadt.«

»Wir hatten hier eine tolle Bildungseinrichtung – aber die Bevölkerung wusste nichts davon«

Dies änderte sich ab 1998 durch ein Gutachten, welches durch die Wittener Stadtverwaltung in Auftrag gegeben wurde, um die Bedeutung der UW/H für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region zu analysieren. Aus der Untersuchung resultierte die Erkenntnis, dass es nötig sei, Universität und Stadt näher zusammenzubringen. »Als Universität mit zu der Zeit bereits 400 Beschäftigten und 1.000 Studierenden war Witten/Herdecke ein wichtiger wirtschaftlicher Standortfaktor – dennoch war die Kluft zu den Bürgern groß«, bestätigt WUG-Geschäftsführer Klaus Völkel. »Wir hatten hier eine tolle Bildungseinrichtung – aber die Bevölkerung wusste nichts davon.«

Brücken bauen

Wie sollte es gelingen, die gegenseitige Wahrnehmung zu stärken, Brücken zwischen Campus und Stadt zu bauen? Die damaligen Köpfe waren sich einig: Ein Förderverein musste her. Am 15. September 1998 wurde die Wittener Universitätsgesellschaft ins Leben gerufen. »Und schon stellte sich die nächste Frage: Wie kommen wir an Geld?«, berichtet Mitbegründerin Dr. Edeltraud Priddat, die der WUG bis heute als Ehrenvorstandsmitglied erhalten geblieben ist. »Ich dachte sofort: Wir brauchen ein Fundraising-Event, ähnlich dem Ball des Sportes. Allerdings kosteten die Eintrittskarten dort 1.000 Mark – undenkbar für Witten. Wir einigten uns auf Tickets für 150 Mark.«

»Die 100 Gäste saßen dicht gedrängt«

Das Ganze sollte an einem repräsentativen Ort über die Bühne gehen. Was eignete sich da besser als der Wittener Hohenstein? Am 28. April 1999 wurde die erste Hohensteiner Tafelrunde mit exklusivem Viergangmenü und Festvortrag im historischen Haus Hohenstein veranstaltet. Salatvariationen, Silberlachs, Schweinelendchen und ein Beeren-Vanilleeis-Dessert standen laut alter Aufzeichnungen auf der Speisekarte. »Der Termin war sofort ausverkauft«, erinnert sich Dr. Edeltraud Priddat. »Die 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Universität saßen dicht gedrängt.« 8.000 Mark wurden an diesem Abend für den guten Zweck eingenommen. Ein Riesenerfolg, an den man schnell anknüpfen wollte. So wurde die zweite Tafelrunde noch im gleichen Jahr anberaumt.

150 Förderprojekte, ein Ziel

Nach einigen Veranstaltungen im Saalbau zog das Gala-Dinner 2010 auf den Campus um. Das Format blieb bestehen: ein Menü mit mehreren Gängen, eingerahmt durch Musik und Vorträge prominenter Referenten. Die Erlöse kommen traditionell förderwürdigen studentischen Projekten und Initiativen zugute. »Anfangs zählten dazu auch Reisestipendien, dies ist mittlerweile aber die Ausnahme«, so Klaus Völkel. »Lieber konzentrieren wir uns auf das Geschehen vor Ort.« Über 150 Ideen haben seit der ersten Hohensteiner Tafelrunde mithilfe von WUG-Mitteln Gestalt angenommen. »Sie alle verfolgen ein Ziel: die Kontakte zwischen Stadt und Universität zu intensivieren.«

Vom Schreibtisch in die Stadt

Einige Beispiele: Mit dem Unikat e. V. ­wurde 2003/2004 ein Kultur- und Begegnungszentrum für Student*innen und Bürger*innen finanziell angeschoben. Der Verein hatte seinen Sitz zunächst im Hauptbahnhof und später an der Westfalenstraße. Seit 2018 ist er an der unteren Bahnhofstraße beheimatet. In Kooperation mit dem Verkehrsverein entstand
der Studentenführer ›Sightseeing an der Ruhr‹, um junge Zugezogene vom Schreibtisch in die Stadt zu locken. 2016 sammelte die WUG im Zuge der Kampagne ›Universitätsstadt Witten‹ Spenden für neue Straßenschilder. 2021 wurde die neue Universitätsbibliothek im neuen Universitätsgebäude – eine architektonische Innovation in nachhaltiger Holz-Hybrid-Bauweise – mit der einmaligen Fördersumme von 50.000 Euro unterstützt.

»Atmosphäre wie beim Boat Race zwischen Oxford und Cambridge«

Während sich einige Förderprojekte wie der Universitäts-Chor, das Orchester oder die Nähgruppe Nouranour für Flüchtlingsfrauen zu Dauerbrennern entwickelten, wurden andere zu schönen Erinnerungen. »Beim Uni-Cup-Ruhr traten Ruder-Teams aus Witten und Umgebung auf der Ruhr in Essen gegeneinander an«, erinnert sich Klaus Völkel. »Es herrschte eine Atmosphäre wie beim Boat Race zwischen Oxford und Cambridge.« Auch der Auftritt des Kabarettisten Eckard von Hirschhausen 2017 ist den Vorstandsmitgliedern noch gut im Gedächtnis. »Am Ende wurden rote Nasen verteilt, und alle wollten ein Foto mit Herrn von Hirschhausen machen«, erzählt Martina Knop (WUG-Verwaltung).

Die Arbeit hört nicht auf

Aktuell fördert die WUG das von Studierenden geführte Initiativlabor und den Verein Weniger e. V. mit Sitz im Unikat. Mit dem WUG-Wirtschaftsfrühstück wurde zudem ein neues Format aus der Taufe gehoben: Das Angebot richtet sich an WUG-Mitglieder sowie Wittener*innen und Unternehmer*innen aus der Region und kombiniert ein gemeinsames Frühstück mit einem wissenschaftlichen Vortrag. »Es sind die vielen kleinen Aktionen, die den Unterschied machen«, sagt Dr. Edeltraud Priddat. »Sie alle haben dafür gesorgt, dass Stadt und Uni in den letzten Jahren zusammengewachsen sind.« Aber, darin ist sich der Vorstand einig: Die Arbeit hört nicht auf. »Wir wollen studentische Initiativen auch in den nächsten 25 Jahren fördern und heißen neue Mitglieder herzlich willkommen.«

Promi-Redner: Innenminister Reul

Als nächstes steht jetzt erst einmal die 22. Hohensteiner Tafelrunde am 28. August auf dem Programm. Tickets können bei Martina Knop in der Verwaltung erworben werden. »Der Innenminister wird zum Thema der Inneren Sicherheit sprechen, und wer Herrn Reul schon einmal live erlebt hat, weiß, dass wir uns auf einen lebendigen Vortrag mit ebenso lebhaften Diskussionen freuen dürfen«, so der WUG-Vorsitzende Ulrich Heinemann.  »Für die musikalische Untermalung sorgt Sängerin Jette Wolf. Und natürlich gibt es auch wieder ein tolles Buffet mit mehreren Gängen. Wir hoffen auf ein volles Haus!«

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