Fit für den Straßenverkehr
Zu Besuch bei der Verkehrswacht Castrop-Rauxel
Ende August war es wieder so weit: Tausende Kinder und Jugendliche starteten zu Fuß oder mit dem Fahrrad ins neue Schuljahr. Ein abenteuerliches Unterfangen, gerade für die kleinen i-Dötze. Und auch die Großen können in Sachen Schulweg noch viel dazu lernen. Die 2020 gegründete Verkehrswacht Castrop-Rauxel macht Kids und ihre Eltern fit für den Straßenverkehr.
Eichhörnchen Emil macht es vor
»Verkehrserziehung beginnt idealerweise schon im Kindergarten«, berichtet Vorsitzender Guido Jabusch. In seiner aktiven Zeit als Polizist hat er als Puppenspieler an Projekten zur Verkehrsunfallprävention in Kitas mitgewirkt. Inzwischen ist er in Pension, doch eine Puppe begleitet ihn auch bei seinem ehrenamtlichen Einsatz für die Verkehrswacht: Eichhörnchen Emil muss herhalten, um Kindergartenkindern die Funktion von Sicherheitsgurten im Auto zu demonstrieren. »Wenn Emil vom Schlitten fliegt, weil er nicht angeschnallt ist, verstehen das schon die Vier- bis Sechsjährigen auf einer emotionalen Ebene«, weiß Maiko Jabusch. Als zweiter Vorsitzender arbeitet er eng mit seinem Vater zusammen. »Ich sage den Kindern immer, dass sie von der Rückbank aus auf alle im Auto aufpassen müssen. Meist funktioniert das ganz gut. Die nehmen das ernst und sehen es als ihre Aufgabe an, den Opa zu erinnern, wenn er mal wieder vergessen hat, sich anzuschnallen!‹«
Bewegungsparcours und Dunkelzelt
Der Auftritt von Maskottchen Emil ist nur eines von vielen Highlights in dem zertifizierten Programm, das speziell für Kita-Kinder rund um die Verkehrssicherheit entwickelt wurde. Bei einem kleinen Bewegungsparcours können sich die Knirpse in geschütztem Rahmen ausprobieren, ihr Gleichgewicht trainieren, erste Verkehrsschilder kennenlernen und das Gelände rund um die Kita vom Roller aus erkunden. Eine weitere beliebte Attraktion ist das Dunkelzelt, das vorführt, wie Reflektoren bei Nacht wirken. Ergänzt wird das kostenlose Angebot der Verkehrswacht durch Infoveranstaltungen für die Eltern. Sie erfahren von den geschulten ExpertInnen, warum Stützräder beim Fahrradfahrenlernen kontraproduktiv sind, was die Kinder beim Überqueren von Straßen an Ampeln oder Parklücken beachten sollten und warum es sinnvoll ist, Wege im Zuge eines ›Fußgängerführerscheins‹ gemeinsam einzuüben.
Slalom, Bremsen, Abbiegen
Mit der Einschulung wird es ernst: In Kooperation mit der Polizei veranstaltet das Team der Verkehrswacht für alle dritten Klassen ein Schulhoftraining, welches zur Vorbereitung auf die bundesweite Fahrradprüfung in der vierten Klasse dient. Bei der Gelegenheit werden auch Rad und Ausstattung noch einmal gründlich durchgecheckt: Funktionieren die Bremsen? Sitzt der Helm? »In der Regel bauen wir dann vier bis fünf Stationen auf, an denen die Kinder verschiedene Abläufe trainieren können: Slalomfahren, Zielbremsung oder auch Abbiegen«, erläutert Maiko Jabusch. »Letzteres lässt sich zum Beispiel gut üben, indem man Tücher vom Sattel aus einhändig weiterreicht.« Eine andere sicherheitsrelevante Fertigkeit klingt selbstverständlich, setzt aber schon eine gewisse Routine voraus: »Wir bringen den Kindern bei, beim Radeln nach vorne zu schauen – nicht nach unten auf die eigenen Füße«, so Guido Jabusch. »Wer das beherrscht, hat einen besseren Überblick über den Straßenverkehr und fährt auch nicht mehr so wackelig.«
Selbstsicherheit und Rücksichtnahme
Oberstes Ziel sei es, Unfälle zu verhindern. »Natürlich können wir nicht jedes Kind zum perfekten Fahrer machen – aber wir können die wichtigen Themen aufgreifen, Unsicheren Selbstvertrauen schenken, kleinen Rabauken Rücksichtnahme beibringen und den Eltern wertvolle Tipps an die Hand geben«, fasst Guido Jabusch zusammen. Der Erfolg dieser Bestrebungen lässt sich schwer messen – doch die positiven Reaktionen der FahranfängerInnen sprechen eigentlich für sich. »Einmal kam ein Drittklässler mit Stützrädern beim Fahrradtraining an seiner Schule an«, erinnert sich Maiko Jabusch. »Seine Klassenkameraden haben erst mal gelacht. Aber er war entschlossen zu lernen und drehte gegen Ende des Trainings selbstständig seine Runden über den Schulhof.«
Von Null bis Hundert
Übrigens: Das Engagement der Verkehrsprofis hört in der Grundschule noch lange nicht auf. Nach dem Motto ›von Null bis Hundert‹ hält die Verkehrswacht auch für Ältere viele Angebote vor. Dazu gehört zum Beispiel das Programm ›Jung+Sicher+Startklar‹, das sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren richtet. »Hier geht es darum, dem Autofahren unter Alkoholeinfluss oder Drogen vorzubeugen und Verantwortungsgefühl zu schaffen«, erklärt Guido Jabusch. »Die jungen Leute lernen aber auch Technisches, etwa wie man an einem Fahrzeug den Reifendruck misst.« Günstige Fahrsicherheits- und Wohnmobiltrainings, kostenlose E-Bike-Trainings für Menschen 50 plus sowie kostenloses Fußgänger- und Rollatorentraining für SeniorInnen ergänzen das generationenübergreifende Repertoire des Vereins.
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