Stadtmagazin Castrop-Rauxel: In der Stadt

Nachtspaziergang

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»Im Dunkeln sieht alles anders aus«

Sie steht für Romantik und das Unbekannte, schafft Atmosphäre und hat Generationen von Dichtern und Malern zu kreativen Werken inspiriert: Die Nacht ist bis heute ein zentrales Thema in der Kunst. Im Dunkeln, so heißt es, sieht alles ein bisschen anders aus. Unter dem schwarzen Mantel der Nacht kann sich aber auch Schauerliches und Absonderliches verbergen – jedenfalls kommt es den Schreckhaften unter uns oft so vor. Einer, der ausrückt, wenn andere schlafen gehen, ist der Fotograf Peter Hoffmann. Wir durften ihn bei einem Spaziergang durch das nächtliche Castrop-Rauxel begleiten und die ›dunkle‹ Seite der Stadt kennenlernen.

Warum fotografieren Sie gerne nachts?

Es stimmt: Im Dunkeln sieht alles anders aus. Die Lichtstimmung ist eine völlig andere als tagsüber. Vertraute Orte erscheinen anders, als wir sie kennen. Das ist immer wieder faszinierend.

Woran liegt es eigentlich, dass uns die Welt im Dunkeln fremd erscheint?

Grund ist, dass unsere Augen bei Sonnenlicht anders funktionieren: Sie sehen Farben und haben eine höhere Auflösung. Je dunkler es wird, desto weniger Farben nehmen wir wahr. Rot geht zuerst verloren. Das ist bei Fotos anders: Mit Langzeitbelichtungen können die Farben wieder sichtbar gemacht werden.

Was sind Ihre Lieblingsmotive?

Der Sternenhimmel kann uns die Rotation der Erde im Bild zeigen. Ziehende Wolken am Himmel wirken wie gemalt. Leider reflektieren tiefe Wolken oft das Kunstlicht vom Boden, so dass das natürliche Licht von Mond und Sternen überlagert wird. Bewegte Kunstlichtquellen wie Adventslaser oder Kirmesgeräte haben aber auch ihren Reiz und können bei Langzeitbelichtungen wahre Malereien verursachen.

Welche technischen Anforderungen gilt es zu berücksichtigen?

Ohne Stativ geht nichts. Die Kamera muss manuell ansteuerbar sein (Verschlusszeit, Blende, Sensorempfindlichkeit). Für Sternenbilder braucht man unbedingt ein Weitwinkelobjektiv. Es gilt: Versuch und Irrtum. Einfach ausprobieren, das ist mit Digitalkameras ja problemlos. Ein elektronischer Sucher bzw. Bildschirm erleichtert das Scharfstellen erheblich. Auf Film ist alles deutlich schwieriger! Mit einem aktuellen Smartphone und ›Nachtmodus‹ tun sich teilweise auch ohne Stativ erstaunliche Möglichkeiten auf.

Haben Sie auf Ihren nächtlichen Expeditionen schon mal irgendetwas Außergewöhnliches erlebt?

Zum Glück nichts Schlimmes. Nachts im Wald oder in unbeleuchteten Gegenden sollte man nicht allzu schreckhaft sein. Nachtaufnahmen beim Silvesterfeuerwerk können natürlich auch mal ›kitzlig‹ werden.

›Mondnacht‹

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff (*10.03.1788; + 26.11.1857)

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