Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Menschen

Clowns in Castrop

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Interview mit Monsieur Coup und Madame Point

Langsam wird es dunkel im Saal. Ein französisches Chanson erklingt. Der Vorhang öffnet sich. Zwei schwarz-weiß gestreifte Gestalten mit roten Nasen und Baskenmütze bzw. Melone stolpern ins Rampenlicht: Monsieur Coup und Madame Point entführen das Publikum in ihre fabelhafte Welt der Clownerie.

»Das ganze Ambiente muss stimmen«

»Wir wollen mehr als nur komisch sein«, sagen die Schauspieler hinter den Nasen, Lukas Fischer und Nadja Neumann. »Das ganze Ambiente muss stimmen, angefangen beim Foto-Point mit der Ente ›Mademoiselle‹, die bei unseren Vorstellungen vor der Tür parkt, über die Musik bis hin zu stilvollen Kostümen.« Vor etwa einem Jahr haben sich die beiden Künstler aus Castrop-Rauxel bei ihrer Arbeit im Grusellabyrinth kennengelernt und spontan zusammengetan. »Das war Schicksal. Wir mussten uns in Bottrop begegnen, um herauszufinden, dass wir nur einen Kilometer voneinander entfernt wohnen.« Neben abendfüllenden Theateraufführungen gehören Walking Acts, Improvisationen und Animationen sowie Sketche für Varietés zu ihrem Repertoire – alles ganz kultiviert und ein bisschen altmodisch im feinsten französischen 1920er-Jahre-Stil. Anfang November feiert ihre erste gemeinsame Show im Majestic Theater Waltrop Premiere.

Ein gegensätzliches Paar

»Grob gesagt geht es um die Liebe und das Verhältnis der Figuren zueinander«, verrät Nadja Neumann, die in Castrop-Rauxel und Umgebung auch solo als Clownin Wurzel unterwegs ist. »Wir haben bewusst zwei gegensätzliche Rollen erschaffen, die sich charakterlich wie optisch voneinander abheben, was man schon von weitem an den Silhouetten erkennt.« Sie geben aber auch ein ulkiges Paar ab: hier Monsieur Coup, ein aufgeweckter junger Kerl, dessen Name (französisch für Strich) zu seiner schlaksigen Erscheinung passt, und dessen kindlich-naive Neugier ihn oft in ungemütliche Situationen bringt. Dort Madame Point (übersetzt: Punkt), die als wahre ›Grande Dame‹ die Herzen der Männerwelt erobert und in jeder Beziehung die Hosen anhat. Auch Coup hat es ihr offensichtlich angetan. Weil der aber erst mal nichts von ihr wissen will, vergnügt sie sich mit ihrer einzig wahren Liebe, dem Wein …

»Unsere Pointen leben vom reinen Slapstick«

»Wir nehmen französische Klischees aufs Korn, aber auf eine freundliche, augenzwinkernde Art«, so Lukas Fischer. Er hat in Köln Filmschauspiel studiert, fühlt sich auf der Bühne aber mindestens genauso wohl wie vor der Kamera. »Theater ist körperbezogener. Vieles passiert intuitiver.« Darüber hinaus hat die Unterform des Clownerie-Theaters die Besonderheit, dass hier so gut wie nicht gesprochen wird. Die Figuren geben ausschließlich sogenanntes ›Gibberish‹ von sich, also ein Kauderwelsch aus Lauten und Tönen, das Raum für Interpretationen lässt. »Ich liebe es, so zu spielen, den Körper sprechen zu lassen«, sagt Nadja Neumann. Macht es das leichter – oder ist es gar eine zusätzliche Herausforderung? »Man kann das schwer vergleichen«, finden die Darsteller. »Als Schauspieler musst du natürlich immer präsent sein. Aber ohne Text wird es noch wichtiger, selbst kleinste Alltagshandlungen wie den Blick auf die Armbanduhr nicht nur zu tun, sondern sie auch wirklich zu fühlen. Darüber hinaus ist das Timing ohne Worte ein ganz anderes. Unsere Pointen leben vom reinen Slapstick.«

Ein bisschen Zirkusnostalgie

Kurze Sketche werden beim Theaterabend durch eine ebenso witzige wie stimmungsvolle Rahmengeschichte miteinander verknüpft. »Neben pantomimischen Elementen haben wir in unsere Rollen auch die typischen Charaktereigenschaften des dummen Augusts und des weißen Clowns eingearbeitet«, erklärt Lukas Fischer. »Das sind die beiden klassischen Clowns, die man aus dem Zirkus kennt.« So dürfte auch bei der Vorstellung von Monsieur Coup und Madame Point ein wenig Zirkusatmosphäre aufkommen. »Wenn ich in den Zirkus gehe, ist das für mich wie eine Reise in die Kindheit«, sagt Lukas Fischer. »Dann stellt sich bei mir immer ein ganz bestimmtes Gefühl ein, das ich kaum benennen kann. Vielleicht ist es Nostalgie. Genau dieses Gefühl wollen wir mit unserem Schauspiel transportieren.«

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