Stadtmagazin Castrop-Rauxel: In der Stadt

Caritas in Zeiten von Corona

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Besorgungen erledigen, einkaufen, Telefonbesuche

Unser Leben ist in den vergangenen Wochen erheblich durcheinandergewirbelt worden. Abstand halten, Kontakte vermeiden, Quarantäneauflagen – auch das vielfältige Angebot der Caritas Castrop-Rauxel hat sich demzufolge sehr verändert. So musste nicht nur die Integrative Kindertagesstätte an der Oskarstraße geschlossen werden, auch Brückenprojekte wie das Betreuungsangebot für Kinder aus Flüchtlingsfamilien sowie die Frühförderstelle und Suppenküche pausieren derzeit. »Wir sind aber nach wie vor mit unseren Beratungsdiensten für Sie da und stehen Ihnen zur Seite«, berichtet Veronika Borghorst, Vorständin der Caritas Castrop-Rauxel. »Und mehr! Als im März die Corona-Krise begann, fragte uns Bürgermeister Rajko Kravanja, ob wir uns vorstellen könnten, die vielen Hilfsangebote der Castrop-Rauxeler zu koordinieren und effektiv weiterzuvermitteln – eine äußerst wichtige Aufgabe, die wir ausgesprochen gerne übernommen haben. Bei uns hatten auch schon Menschen ihre Hilfe angeboten, das passte also genau.«

»Alles nahm sofort seinen Lauf«

In der Tat, kaum waren die entsprechenden Plakate von der Stadt veröffentlicht worden, bekam die daraufhin eingerichtete Koordinierungsstelle der Caritas weitere zahlreiche Anrufe. »Alles nahm sofort seinen Lauf, in den nächsten drei Wochen meldeten sich bereits 62 Helferinnen und Helfer, das hat uns natürlich sehr gefreut«, erklärt Nina Diring, Organisatorin der Castroper Tafel der Caritas. »Ein gern angenommenes Angebot ist dabei die Erledigung von Besorgungen und Einkäufen. Viele Menschen trauen sich nun mal nicht mehr vor die Tür oder gar in den Supermarkt. Hier springen die Ehrenamtlichen ein, sie versorgen sie mit Lebensmitteln und Alltagshilfen. Und auch unsere Castroper Tafel ist dabei eine wertvolle Unterstützung. Die Helfer holen die gepackten Lebensmitteltüten bei uns ab und liefern sie zu den Kunden – natürlich mit dem nötigen Abstand und nur bis zur Haustür.« Was genau benötigt wird, klären Helfer und Kunden übrigens direkt untereinander. »Natürlich vermitteln wir den Kontakt, rufen auch nach dem ersten Tag bei beiden an und fragen nach, ob es geklappt hat«, so Veronika Borghorst, »aber wenn es läuft, sind wir erst einmal außen vor. So können beide Parts individueller und flexibler agieren. Selbstverständlich springen wir bei eventuellen Problemen sofort ein!«

Berührende Momente

Es sind übrigens nicht nur Hefe, Mehl und Toilettenpapier, die transportiert werden. So gab es die Situation, dass der Kühlschrank einer Seniorin defekt war und sie einen neuen bestellt hatte. »Allerdings dürfen Spediteure nicht mehr in die Wohnung, also wurde der neue vor der Tür abgestellt. Nun war die alte Dame körperlich so gar nicht in der Lage, ihn in die Küche zu hieven, also vermittelten wir einen Ehrenamtlichen, und jetzt hat sie ihren Kühlschrank da, wo er hingehört«, erzählt Veronika Borghorst. »Überhaupt hören wir immer wieder von sehr außergewöhnlichen Momenten. So kauft eine Ehrenamtliche für eine ältere Frau ein, die sie von früher kannte. Die beiden hatten sich aber seit längerem aus den Augen verloren, umso glücklicher sind sie jetzt, sich wiedergefunden zu haben. Solche Geschichten berühren uns sehr.«


Castroper Tafel

Nach wie vor können Lebensmittel bei der Castroper Tafel an fünf Tagen die Woche auch abgeholt werden. Allerdings lautet hier ebenfalls das Gebot der Stunde: Abstand halten. Aus diesem Grund wurden die Ausgaben ins Freie vor die jeweiligen ›Tafelräume‹ verlegt. Hier können die Kunden die vorab gefüllten Einkaufstüten gegen einen Unkostenbeitrag in Höhe von 2,00 Euro (für Kinder kostenfrei) mitnehmen.
Mo. 14 Uhr: Freie Evangelische Kirchengemeinde, Deininghausen, Weimarer Straße 11
Mo. 14 Uhr: Marienschule, Merklinde, Johannesstraße 5     
Di. 15.30 Uhr: Katholische Kirchengemeinde St. Barbara, Ickern, In der Wanne 19
Mi. 13 Uhr: Caritasverband, Lambertusplatz 16 (Zugang über Biesenkamp)
Do. 16 Uhr: Katholische Kirchengemeinde Herz Jesu, Hildegardisheim, Rauxel, Clemensstraße 60
Fr. 12.30 Uhr: Caritasverband, Lambertusplatz 16 (Zugang über Biesenkamp)

Dringender Gesprächsbedarf in harten Zeiten

Die gute Nachricht: Sämtliche Hilfesuchende sind bereits versorgt worden. Interessanterweise waren es übrigens bis kurz vor Ostern nur 23 Personen, die sich diesbezüglich bei der Koordinierungsstelle der Caritas gemeldet haben. Dies bedeutet aber vermutlich keineswegs, dass nicht mehr Personen Unterstützung benötigen, fragen wir. »Oh nein«, antwortet Veronika Borghorst, »auch wenn viele alleinlebende Senioren durch Familie und Nachbarn Fürsorge erhalten, gibt es so manche, die sich schwertun, ihre Hilfebedürftigkeit zu äußern, und aus Schamgefühl nicht darüber sprechen wollen oder können. Das ist natürlich äußerst schade, und ich würde mir unbedingt wünschen, dass sich das ändert, denn gerade in solch schwierigen Zeiten wie diesen haben viele dringenden Gesprächsbedarf. Hier bieten unsere Telefonangebote eine wesentliche und wertvolle Stütze: Wir vermitteln ›Telefon-Besucher‹, welche einsame Menschen regelmäßig anrufen, mit ihnen reden und ihnen vor allem zuhören. Oft können in solchen Gesprächen gravierende Ängste genommen werden – aus diesem Grund ist uns dieser Dienst auch ein so großes Anliegen.«

Menschen setzen sich ein

Selbst, wenn die derzeitige Pandemie eine immense Herausforderung darstellt und bei etlichen sogar neben wirtschaftlichen Sorgen häufig generelle Existenzängste auslöst, so erlebt das Team der Caritas durchaus auch positive ›Begleiterscheinungen‹. Veronika Borghorst: »Es ist einfach wunderbar zu erleben, wie viele Menschen sich ehrenamtlich einbringen. Ich möchte mich bei ihnen für diesen Einsatz von ganzem Herzen bedanken, ebenso wie beim Rotary Hilfswerk für die Spende in Höhe von 500,00 Euro. Damit konnten wir Bastelmaterialien, Mal- und Lesebücher für unsere kleinen ›Kunden‹ anschaffen. Sehr gefreut haben wir uns natürlich auch über die bisherige Spende in Höhe von 10.000 Euro des Erzbischofs von Paderborn, die wir zunächst für Lebens- und Hygienemittel der Castroper Tafel einsetzen. Wie gesagt: Ihnen allen ein herzliches Dankeschön – bleiben Sie gesund!«

Alle Hilfsangebote und -anfragen können an die die Caritas gemailt oder montags bis freitags zwischen 9.30 und 12.00 Uhr telefonisch gemeldet werden.
helfen [at] caritas-castrop-rauxel.de
Tel. 0 23 05 / 9 23 55-24

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