Stadtmagazin Castrop-Rauxel: In der Stadt

Kreativ sein und das Unmögliche möglich machen

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Der Holzzauberer an der Drechselbank

Bernd Herling ist ein Mann, der es locker schafft, sein Kunsthandwerk so lebendig werden zu lassen, dass dem Zuschauer gar keine Möglichkeit zur Gedankenflucht bleibt. Du stehst mit ihm an der Drechselbank, bist mittendrin im fertigungstechnischen Geschehen und fieberst mit, wie aus einer locker gezeichneten Idee nach und nach ein handfestes, praktisches Produkt wird. Und dir wird in diesem Moment klar: Dieser Mann ist nicht nur offen, versiert, kreativ und detailverliebt, er besitzt vor allem eine grenzenlose Leidenschaft für den nachwachsenden Rohstoff Holz, der sich unter seinen geschickten Händen so wunderbar verarbeiten, formen und gestalten lässt.

»Ich wollte etwas tun!«

»Zum Holz hatte ich immer schon ein besonderes Verhältnis«, sagt Bernd Herling, der einst als Tischler tätig war, später als Bauleiter. Er habe stets viel gearbeitet und noch mehr Überstunden geleistet – bis er von jetzt auf gleich krankheitsbedingt seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. »Da fiel ich in ein tiefes Loch«, erinnert er sich. »Und nur so herumsitzen konnte ich nicht, ich wollte etwas tun.« Also entstaubte er eine Schuhputzmaschine, baute sie um und begann damit, erste Arbeiten für Freunde und Bekannte anzufertigen. 20 Jahre ist das her.

Üben, üben, nochmals üben

Seitdem hat er sich nicht nur tief in die Kunst des Drechselns hineingekniet, er hat sich auch nach und nach die notwendigen Maschinen gebaut, die speziellen Werkzeuge und so vieles mehr. »Not macht erfinderisch«, sagt Bernd Herling, dessen begrenzte finanzielle Mittel einen Neukauf nie zuließen. »Diese Arbeitsgeräte sind sehr teuer, also habe ich mich schlau gemacht und sie selber hergestellt.« Spricht man ihn auf sein Handwerk an, dann sagt er klar und deutlich dies: »Üben, üben, nochmals üben!« Dass er heute ein Meister seines Fachs ist, das sei nun mal nicht vom Himmel gefallen, das habe er sich mit viel Zutrauen und eisernem Willen hart erarbeitet.

Liebe zum Werkstoff und Formen

Bernd Herling nennt sich Holzzauberer. Doch mit magischem Hokuspokus hat seine Arbeit, seine Kunst nichts zu tun. Es ist die Liebe zum Werkstoff, die ihn antreibt, es ist die Liebe zu den vielfältigen Formen, die er realisieren kann. Leuchtende Augen bekomme er, wenn er das Werkstück zur Bearbeitung in die Hand nehme, sagt er verschmitzt und fügt hinzu, dass es sich zu leben lohnt, nicht nur für die Familie, sondern auch fürs Holz, und dass ihm das Drechseln innere Ruhe verschafft und auch gut ist für die Nerven. »Ich bin tiefenentspannt, wenn ich arbeite.« Auch sei er ein Freund von schwierigen und ausgefallenen Dingen, stelle sich gern Herausforderungen, überlege sich besondere Verzierungen, konstruiere spezielle Schablonen für ungewöhnliche Konturen. Und: »Das ist eine Arbeit, die ich bis ins hohe Alter ausüben kann.«

Ideenreichtum von handfest bis fragil

Ob Haarspangen, Broschen, Ohrstecker, Kugelschreiber, Trinkbecher, Vasen, Schüsseln, Nudelholz, Massagerolle oder – zur Weihnachtszeit – Tannenbäume (vier bis dreißig Zentimeter groß), Krippen (mit und ohne Figuren), Adventskränze, Christbaumkugeln … Dem Ideenreichtum von handfest bis fragil setzt Herling keine Grenzen. Was er fabriziert, schmeichelt dem Auge, wärmt das Herz, bringt Sonne ins Gemüt oder sorgt – ganz profan – für einen praktischen Nutzen in Küche & Co.

Von der heimischen Esche bis zur südamerikanischen Coccobolo

Seine Werkstatt in der Siedlung Sonnenschein in Habinghorst ist klein, ist eng, ist voll – allein vier Drechselbänke brauchen halt Fläche. Ebenso das Holz, die fertigen Produkte und die Rohformen, die manchmal bis zu zwei Jahre ruhen müssen, bevor die Fein- und Detailarbeit fortgesetzt werden kann. Auch die Räume im angrenzenden Haus bieten kaum noch Platz. Im Keller dort findet sich eine weitere große Werkstatt mit Bandsäge, Bohr- und Schleifmaschinen und Werkzeugen aller Art, im Treppenaufgang lagern die armdicken Holzquader und -klötze, die zur Bearbeitung benötigt werden. Immerhin: 64 Holzsorten sind’s, aus denen Herling auch »Unmögliches möglich macht«. Die Palette reicht dabei von der heimischen Esche, die eine weiße bis beige Färbung aufweist, bis hin zur südamerikanischen Coccobolo, eine Palisanderart, die ein reizvolles Farbenspiel von Lichtorange bis Tiefschwarz bietet.

Kunst braucht Platz und Raum

»Ich benötige dringend ein größeres Haus mit Werkstatt und auch einer Garage«, sagt er und hofft auf entsprechende Angebote. Schon vor Zeiten hat er sich einen Verkaufsstand mit mobiler Drechselbank gebaut, mit dem er nicht nur auf Weihnachtsmärkten unterwegs ist. Nicht nur die Kunst braucht Platz und Raum, auch die Interessenten, die bei ihm lernen. Herling gibt Kurse, für die Castrop-Rauxeler Volkshochschule zum Beispiel, aber auch ganz privat. »Am Anfang steht das Vorgespräch. Die Chemie zwischen uns muss stimmen, sonst wird das nichts. Ich informiere über Arbeitssicherheit, arbeitsgerechte Kleidung, über die Holzarten, stelle die Werkzeuge vor und frage die Menschen schließlich nach ihren Ideen und Vorstellungen. Wer mitmachen will, und das ist das Wichtigste, muss ganz viel gute Laune mitbringen.« Nicht nur dieser Moment ist eine schöne Gelegenheit, eine Handwerkskunst im Detail kennenzulernen, die selten geworden ist. Der Holzzauberer gibt auch im Rahmen seiner Geschäfts- und Verkaufszeiten gerne Auskunft und Einblicke in seine Arbeit.

Bernd Herling ist mit seinem Verkaufsanhänger vom 15. November bis 31. Dezember im Hüttendorf auf dem Marktplatz in der Altstadt von Castrop-Rauxel mit dabei. Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes: täglich von 11.00 Uhr bis 20.00 Uhr. Am Totensonntag ist das Dorf geschlossen, Heiligabend und Silvester ist es bis Mittag geöffnet.

Weitere Informationen und Kontaktaufnahme:

Holzzaubereien Bernd Herling

Sonnenschein 14
44579 Castrop-Rauxel
Tel. 0 23 05 /  99 85 51
Mobil 01 78 / 1 52 01 88
www.berndherling.de

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