Stadtmagazin Castrop-Rauxel: In der Stadt

Zusammen leben, den Stadtteil gemeinsam gestalten

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Bürgerverein ›Wir sind Merklinde e.V.‹

Weißt du noch? Damals, als man sich in der Pinte um die Ecke auf das Feierabendbierchen traf? Als man im Tante-Emma-Laden mit den Nachbarn ins Plaudern kam über Gott und die Welt? Als man gemeinsam zur Schule und zurückstromerte, sich dabei zum Pöhlen verabredete oder doch spontan nebenan klingelte und fragte: »Kommsse mit auffen Spilla?« Unsere Stadtteile haben sich verändert, wie beispielsweise Merklinde. Eckkneipen? Vergangenheit. Das Lebensmittellädchen im Viertel? Gibt es nicht mehr. »Als dann noch die Sparkassenfiliale – ein nicht zu unterschätzender Dreh- und Angelpunkt vor Ort – und letztendlich die Friedrich-Harkort-Schule geschlossen wurden, merkten wir: Irgendwas müssen wir machen!«, erzählen Willi Müller und Reimund Panitz, beide gebürtige Merklinder, alte Schulkumpel, Vereinskollegen und Freunde seit frühester Kindheit. Aus ›Irgendwas‹ wurde der Bürgerverein ›Wir sind Merklinde e.V.‹, gegründet im März des vergangenen Jahres – aus Willi Müller der dazugehörige 1. Vorsitzende, aus Reimund Panitz sein Stellvertreter.

Geänderte Bevölkerungsstruktur, fehlende Begegnungsstätten

»Natürlich war es damals eine tolle Sache, dass die Marienschule gerettet werden konnte und als Bürgerzentrum für Vereine erhalten blieb«, berichtet Willi Müller. »Dennoch änderte dies wenig an den Problemen des Stadtteils selbst, vor allem hier bei uns im Hartkortviertel. Uns fehlten zunehmend die so wichtigen alltäglichen Treffpunkte: die Grundschule, die Kneipe, das kleine Café.« Reimund Panitz stimmt ihm zu: »Das Leben ist schwierig in Merk­linde, das Sterben auch. Wo kann man hier noch nach der Beerdigung gemeinsam ­Kaffee trinken, gemeinschaftlich Abschied nehmen?« Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt dabei ihrer Meinung nach die geänderte Bevölkerungsstruktur. Der Anteil älterer und alter Menschen steigt, ­junge Familien werden weniger, hinzu kommt ein vergleichsweise hoher Anteil an Flüchtlingen. »Wobei die Harkortsiedlung immer schon Menschen aus anderen Ländern und Kulturen eine neue Heimat bot, wie beispielsweise in Nachkriegszeiten. Auch damals war dies für die neuen wie für die alten Bewohner bestimmt nicht immer einfach, aber man fand zueinander, nicht zuletzt durch diese besagten Alltagsbegegnungsstätten wie Schule, Kindergarten, Sparkasse oder REWE-Laden. Heute mangelt es an Kontakten: Die Gruppen bleiben unter sich, Kindern fehlen die vertrauten Klassen- und Spielkameraden und allein lebende Senioren haben mit zunehmender Einsamkeit und Isolation zu kämpfen. All dies und vieles mehr möchte der Bürgerverein positiv verändern.

Miteinander und Wir-Gefühl schaffen

»Wir wünschen uns ein lebendiges Merk­linde, möchten ein Miteinander und ein Wir-Gefühl schaffen, die Mischung soll funktionieren«, betont Willi Müller. Also setzte man sich im Verein zusammen und überlegte, mit welchen Schritten, welchen Aktionen dieses Miteinander ermöglicht werden kann. Schnell wurden erste Veranstaltungen auf die Beine gestellt wie der monatliche Bürgerabend im Vereinsheim des SUS Merklinde. »Eine richtig schöne Sache, die toll angenommen wird«, so Willi Müller. »Auch das gemeinsame Straßenfest war richtig gut«, erzählt Raimund Panitz. »Gemeinsam mit dem Amt für Asyl und Obdachlose, Leiterin Frau Köhler, sowie mit der Flüchtlingshilfe und unterstützt durch LEG und Sparkasse wurde da etwas sehr Schönes, Gemeinschaftliches auf die Beine gestellt.« Vorweihnachtlicher Glühweinpunsch, gemeinsame Stadtteilspaziergänge, kameradschaftliches Anpacken beim ›Platzverweis dem Dreck‹ ... An Ideen mangelt es dem Verein wahrlich nicht.

Kulturveranstaltungen organisieren, sozialen Zusammenhalt fördern

»Wir haben uns so einiges vorgenommen«, sagt Willi Müller. »Wir wollen gemeinsam Kulturveranstaltungen organisieren, wollen den sozialen Zusammenhalt fördern. Ob Fußballverein, Flüchtlingshilfe oder Schrebergarten – wir möchten alle Kräfte im Stadtteil zusammenbringen, mit ihnen Arbeitskreise bilden, um die Situation von alten und jungen Menschen im Stadtteil zu verbessern. Möchten unseren Stadtteil lebens- und liebenswerter machen, dazu gehören auch Verschönerungsaktionen wie gemeinschaftliches Pflanzen und Aufräumen.« All dies setzt vor allem eine möglichst große Gruppe aktiver Mitmacher voraus, nicht zuletzt aber auch wirtschaftliche Grundlagen. »Auch wenn uns die Stadt durchaus unterstützt, wenn die LEG uns kostenlos eine Musterwohnung für Vereinstreffen zur Verfügung stellt – allein kann der Bürgerverein die Veranstaltungen und angestrebten Verbesserungen nicht stemmen«, berichtet Raimund Panitz. »Zumal wir unseren Jahresbeitrag bewusst klein und bezahlbar halten wollen, schließlich liegt es uns am Herzen, möglichst viele aktive Mitglieder zu haben und zu gewinnen. Von daher sind wir darauf angewiesen, weiterhin Spenden zu erhalten beziehungsweise uns zu erarbeiten.«

Die Zukunft kann kommen

Was würden Sie sich konkret in näherer Zukunft für Ihren Stadtteil wünschen, fragen wir. »Ein wichtiges Ziel wäre ein Stadtteilmanager: ein Kümmerer, der die Verbindung zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern stärkt«, so Willi Müller. »Schön wäre es auch, auf Dauer den Wohnraum vor Ort altersgerechter zu gestalten, sodass Senioren ihren Lebensabend hier gut und positiv verbringen können. Großartig wäre natürlich, im Viertel wieder einen kleinen Lebensmittelladen zu haben. Und dann hoffen wir darauf, dass die Harkortschule irgendwann ein lebendiger Veranstaltungsort wird, eventuell als Kita und als VHS-Veranstaltungsstätte oder möglicherweise sogar für eine Bürgersprechstunde der Stadtverwaltung genutzt wird.« Doch auch, wenn diese Vorhaben zunächst noch in etwas ungewisser Ferne liegen, so kann der Bürgerverein Merklinde bereits stolz auf zahlreiche Erfolge schauen. »Wir bekommen äußerst positive Rückmeldungen von den Bürgern und Nachbarn«, freut sich Willi Müller. »Allgemein heißt es, dass es wieder viel lebendiger bei uns geworden ist. Die älteren Leute haben sich durch uns und unsere Veranstaltungen wieder aktiver kennen gelernt, grüßen sich auf der Straße, bleiben stehen, halten ein Pläuschchen, gehen gemeinsam miteinander Gassi. Und auch unsere Dorfabende werden immer beliebter.« Auch da hat der Verein übrigens noch einiges vor: kleine Vorträge zu lebendigen Themen, historische Rückblicke auf alte Zeiten – die Zukunft kann kommen.

Anstehende Termine

Dorfabend April 27.04., 19 Uhr, SUS Merklinde
Dorfabend Mai 25.05., 19 Uhr, SUS Merklinde
Kubb-Turnier (Wikinger Spiel) 26.05., 15 Uhr, ehemaliger Spielplatz Lindenstr.
Eröffnung des diesjährigen Stadtradeln 02.06. in Merklinde mit der Stadt und dem ADFC

Weitere Infos unter www.wir-sind-merklinde.de

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