Stadtmagazin Witten: In der Stadt

DLRG – ohne diese ­Menschen geht es nicht

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Wer kommt, wenn nichts mehr geht?

Alter: 28 Jahre. Aktiv bei der DLRG: seit 28 Jahren. Sternzeichen: passenderweise Fische. Sonstige Eigenschaften: sehr freundlich und hilfsbereit. Dieser kurze Steckbrief beschreibt einen ersten Blick auf Vanessa Vogel, Leiterin der Verbandskommunikation der DLRG – Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft im Bezirk Witten e. V. ­Leiterin der Verbandskommunikation, das ist man nicht von Beruf. Es ist ein Ehrenamt, eine Freizeitaktivität, die dem Gemeinwohl dient. »Ohne Ehrenamt gäbe es auch keine DLRG«, erklärt Vanessa Vogel. »Ob Bundes- und Landesverband, Bezirks- oder Ortsgruppe: Unsere Organisation wird auf allen Ebenen fast ausschließlich von ehrenamtlicher Arbeit getragen, wobei es mir persönlich eher schwerfällt, als ›Arbeit‹ zu betiteln, was ich einfach unglaublich gern mache. Mitarbeitende im Hauptamt gibt es auf Ebene des Bundes- und Landesverbands.«

Eine echte Familie

Oftmals hört man innerhalb der DLRG-Gemeinschaft den Vergleich mit einer regelrechten Familie, und dieser Terminus ist hier augenscheinlich wörtlich zu nehmen. Sei es beim Training, im Einsatz oder während einer Pandemie – bei der DLRG hält man zusammen, wie Vanessa Vogel ausführt: »Ob es nun die Hochzeit, der Geburtstag oder ein anderer Anlass ist … Eigentlich sind die DLRG-Kolleg*innen immer dabei, stehen Spalier, werden zu Trauzeugen, heizen die Party an oder sind ganz einfach eine Hilfe, wo man gerade Hilfe ­benötigt. Das ist nicht einfach nur ein Verein. Das ist viel, viel mehr. Als wir aufgrund der Pandemie nicht zusammen trainieren konnten, haben wir uns beispielsweise online ausgetauscht, haben Spiele gespielt – einfach, weil wir einander gefehlt haben. Das sind echte Freundschaften, eben ein Stück Familie.«

Vielfältige Einsatzgebiete

Dieser Zusammenhalt mag auch aus vielen gemeinsamen Erlebnissen und Einsatzgebieten resultieren, denn die DLRG besteht nicht nur aus Rettungsschwimmerinnen und -schwimmern, Schwimmlehrerinnen und -lehrern. »Das sieht nur auf den ersten Blick so aus«, meint Vanessa Vogel mit einem Lächeln. »Tatsächlich ist es aber so, dass wir neben der originären Aufgabe der DLRG, nämlich Nichtschwimmer*innen zu Schwimmer*innen und Schwimmer*innen zu Rettungsschwimmer*innen auszubilden, auch im Bereich des Katastrophenschutzes tätig sind. Zu unseren Aufgaben gehören dann auch der Deichbau und Deichsicherungen, Evakuierungen und logistische Unterstützung zu Wasser. Wir haben verschiedene Bootskategorien, mit denen wir im Katastrophenfall bedarfsgerecht unterstützen. Sei es für den Einsatz von Tauchern oder eben für den Transport besonders schwerer Gegenstände, wie beispielsweise Sandsäcke. Diese Vielfalt macht die DLRG eben auch interessant: Je nach persönlichen Vorlieben kann man sich in unterschiedlichsten Themengebieten engagieren oder sich spezialisieren. Der Bereich des Strömungsretters ist hier nur ein Beispiel. In Witten konnten in den vergangenen Jahren erfolgreich zwölf Kolleg*innen für die Rettung in stark strömenden Gewässern ausgebildet werden. Wie wichtig das auch in unseren Breiten ist, ahnt man nicht nur im Hinblick auf die Flutkatastrophe des letzten Sommers.«

›Baywatch‹ im Sommer an der Küste

Als Rettungsschwimmer*in der DLRG ist man jedoch nicht unbedingt ausschließlich an heimischen Gewässern im Einsatz, wie Vanessa Vogel weiter berichtet: »Im Sommer unterstützen wir den zentralen Wasserrettungsdienst an der deutschen Küste jährlich mit etwa 20 Kräften aus dem gesamten DLRG-Bezirk Witten. Für circa zwei bis drei Wochen sind wir Rettungsschwimmer*in, Ersthelfer*in, Bootsführer*in oder auch Einsatzleiter*in an den deutschen Stränden. Wir erhalten dafür eine tägliche Aufwandsentschädigung von 5,00 bis 8,00 Euro, werden beköstigt und bekommen eine Erstattung der Kosten für die An- und Abreise. Die Urlauber*innen vor Ort leihen sich dann gern einmal unsere Rettungsbojen für ein Foto und posieren natürlich, wie in der bekannten ›Baywatch-Serie‹.« Wenngleich die Realität wohl eher von einer Fernsehserie abweichen mag, so weiß Vanessa Vogel jedoch aus eigener Erfahrung zu berichten, wie wichtig diese Arbeit ist: »Im Sommer 2019 war ich selbst bei einem solchen Fall dabei, bei dem früh am Morgen, kurz vor Dienstantritt ein Vater mit seinem Kind in der Ostsee in Not geriet. Zwar lernen wir, die Merkmale einer Notsituation aus der Ferne zu deuten, es selbst zu erleben, war dennoch prägend: Im brusttiefen Wasser wären die beiden fast ertrunken. Allerdings hörte man allenfalls ein leises Murmeln. Kein Winken, kein Schreien. Ertrinken ist still. Ertrinken, das sieht nicht so aus wie im Fernsehen, nicht wie bei ›Baywatch‹. Glücklicherweise haben wir die Notlage früh genug erkannt, sodass wir die beiden mit einem Schock an Land bringen und betreuen konnten. Das ist kein Einzelfall. Oft genug beobachten wir, wie Menschen im Sommer bei starker Unterströmung auf allen Vieren aus knietiefem Wasser kommen, weil sie durch die Strömung von den Beinen gerissen werden. Wenn solche Situationen positiv ausgehen, dann wissen wir, wofür wir trainieren.«

Der Weg zur Mitgliedschaft

Umso wichtiger ist es, dass es Menschen gibt, die sich engagieren – sei es bei der DLRG oder bei anderen Hilfsorganisationen. Ohne diese Menschen geht es nicht. Auch deshalb hat das Land NRW unter dem Motto ›Wer kommt, wenn nichts mehr geht?‹ eine breit angelegte Imagekampagne gestartet, die für das ehrenamtliche Engagement wirbt. Vanessa Vogel: »Wir sind sehr froh darüber. Meistens kommen unsere Mitglieder aus anderen Beweggründen zu uns. So müssen sie beispielsweise eine Rettungsschwimmausbildung im Rahmen weiterer Zwecke absolvieren oder schicken ihr Kind zu einem unserer Schwimmkurse. Auf diese Weise werden sie aufmerksam und bekommen eine besondere Perspektive auf unsere Arbeit, spenden oder werden aktives Mitglied. Dennoch: Eine Landesinitiative hilft auch hier. Da bin ich froh, dass solche Dinge für uns getan werden!«

»Deine Spende rettet Leben«

So ist das Motto dieser Initiative einprägsam, denn wenn die Not erst einmal da ist, dann braucht es die Retter, und die kann man unterstützen. Sei es durch Spenden, auf die die DLRG angewiesen ist, oder aber ganz aktiv als ehrenamtliches und ausgebildetes Mitglied der DLRG-Familie. Jede finanzielle und jede aktive Unterstützung rettet buchstäblich Leben – in einer Familie, die nicht nur im Einsatz, sondern auch privat ein eingeschworenes Team ist. Ein Blick in dieses Team, in die Welt, die Vanessa Vogel seit inzwischen 28 Jahren nicht missen möchte, lohnt sich doch allemal, nicht wahr? Nicht zuletzt, weil Ertrinken eben nicht ist wie im Fernsehen. Vielmehr weil jemand da sein muss, wenn nichts mehr geht. Jemand, der es bereits anpackt oder gerade in diesem Moment diese Zeilen liest. Jemand wie Vanessa Vogel oder vielleicht auch jemand wie Sie!

DLRG – Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bezirk Witten e. V.

Alle Informationen zur Mitgliedschaft und anderen Möglichkeiten zur Unterstützung unter:
https://bez-witten.dlrg.de

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