Stadtmagazin Castrop-Rauxel: Kunst und Kultur

Zwischen Bühne und Bilderbuch

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Maler Peter Witzik im Interview

Sie sind klein, niedlich getupft und immer hungrig: Lömmer lieben Blumenköpfe über alles. Weil sie den ganzen Tag Knospen und Blätter verspeisen, sehen sie selbst so bunt wie Blumen aus. Doch plötzlich sind die Pflanzen verschwunden, und damit verlieren auch die Lömmer ihre Farbe … Der Logopäde Christian Fink hat eine zauberhafte Geschichte für kleine und große Leute verfasst. Die farbenfrohen Illustrationen stammen vom Castrop-Rauxeler Maler Peter Witzik. Wir besuchten den Künstler in seiner Wohnung auf Schwerin.

Bislang kannte man dich vor allem für deine comicartigen Darstellungen von Gesichtern, darunter bekannte Musiker*innen. Mit dem Bilderbuch beschreitest du jetzt neue Pfade. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

»Der Autor Christian Fink ist Sänger der Band Nachtsucher, die ich vor Jahren auf einem Konzert kennenlernen durfte. Irgendwann rief er an und meinte: ›Ich habe was für Kinder geschrieben, das schreit nach deiner Kunst!‹« Er schmunzelt. »Ich habe mich zuerst geweigert, weil ich so etwas noch nie gemacht hatte. Darauf meinte Christian: ›Versuch’s einfach! Wenn es nicht klappt, egal. Aber wenn es klappt, haben wir ein schönes Buch!‹«

Offensichtlich hat es geklappt: Geboren wurde Ludwig, ein kleines Drachenwesen mit großem Appetit …

»Die erste und wichtigste Frage war natürlich, wie ein Geschöpf aussehen soll, das sich ausschließlich von Blumenköpfen ernährt. Da habe ich meine Fantasie spielen lassen. Und auch meine Kinder haben ihre Ideen eingebracht. Meine ersten Entwürfe hatten etwas Hippo-artiges. Später landete ich dann bei den bunten Drachentieren, die ich mit Buntstiften auf Aquarellpapier gezeichnet habe. Und dann ging die Arbeit erst richtig los.«

Du bist seit Jahren als freischaffender Künstler tätig. Wo lag der besondere Anspruch?

»Normalerweise ist jedes meiner Bilder einmalig. Wenn ich es vollendet habe, kann ich es gedanklich abschließen. Dagegen sind für das Buchprojekt über zwanzig Bilder entstanden, die alle zueinander passen müssen. Klar werden die Figuren aus unterschiedlichen Perspektiven gezeigt, aber sie dürfen vom Grundsatz her nicht voneinander abweichen. Ich habe mich täglich gefreut, wenn ich ein neues Bild fertig hatte. Am Schluss war ich richtig glücklich, dass es so gut funktioniert hat, denn ich wusste lange nicht, wo mich die Reise hinführt. Und auch meine Kinder sind wahnsinnig stolz.«

Ab welchem Alter ist das Buch eigentlich zu empfehlen? Gibt es neben der vordergründigen Handlung noch eine tiefere Botschaft?

»Auf dem Cover steht ›für kleine und große Leute‹, und so würde ich es auch einordnen: ab dem Kindergartenalter aufwärts. Ältere Leser*innen werden schnell damit durch sein, aber auch für sie bietet die Story etwas zum Nachdenken. Es geht ja um Konsum und darum, wie wir durch unser Verhalten die Natur ausbeuten und uns selbst schaden. Die Lömmer fressen alle Blumen auf – und verlieren ihre schönen Farben, werden schwarz und weiß. Zum Glück kommt am Ende noch eine kleine Biene ins Spiel.« Er lächelt. »Aber mehr wird nicht verraten!«

Ist das ein Thema, das dich auch persönlich beschäftigt?

»Auf jeden Fall. Ich bin ein spiritueller Mensch, was man schon an den Buddhas erkennen kann, die ich in letzter Zeit gerne male. Ich sehe den Schöpfer in der Natur und ihren Farben.«
Deine andere große Leidenschaft ist die Rockmusik: Du spielst hobbymäßig Gitarre und gehst gerne zu Konzerten – vorzugsweise von Bands, die sich eher schwarz als bunt kleiden …
Er lacht. »Die Erfahrung zeigt, dass Leute, die düster wirken, oft ein sonniges Gemüt haben, gerade in der Rock- und Metal-Szene. Ich habe Doro Pesch und Jen Majura oder auch den Schauspieler Steven Seagal porträtiert, das sind sehr nette Menschen, die sich für den Umweltschutz einsetzen.«

Christian Fink / Peter Witzik
Ludwig, das Lomm, und die verschwundenen Blumenköpfe
BoD (25,99 Euro)

peterwitzik-art.weebly.com

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